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Lorenz Olivier Schmid — Licht- und Schattenfuge

Luzern — Das Ringen um die Welt vollzieht sich zwischen Licht und Schatten, so zumindest ist es uns vermittelt worden von der Bibel über Goethes Faust bis zur Science-Fiction unserer Tage. Es ist die Fotografie ‹Jasmines Nacken II›, 2017, die gleichsam als Signatur der Ausstellung ‹Licht- und Schattenfuge› des Aargauer Künstlers Lorenz Olivier Schmid (*1982) fungiert: Die locker zusammengebundenen Haare einer jungen Frau geben den Blick frei auf ein Tattoo mit dem Sinnspruch «a certain darkness is needed to see the stars». Mit dieser Fotografie verweist Schmid auf die lange Kulturgeschichte von Licht und Schatten und schreibt diese mit seiner Ausstellung zugleich weiter. Entstanden ist ein multimediales Ensemble aus Textfragmenten, Fotografien, Neon- und Glasarbeiten sowie entomologischen Fundstücken. Auf philosophisch-poetische und im wahrsten Sinne des Wortes «einleuchtende» Weise zeigt Schmid, dass nicht nur das Licht Dinge sichtbar macht, sondern auch der Schatten. So werden einige seiner Werke erst wahrnehmbar, wenn man sie durch einen Papiertrichter betrachtet, der den Bildträger verdunkelt. Im Schatten des Trichters erscheinen wie durch Magie Textfragmente und Schmetterlinge. Bei seinen ‹Souvenirs entomologiques›, 2017, handelt es sich um die Gläser von Schmetterlingspräparaten: Über die Jahrzehnte haben die Präparate Staubablagerungen auf der Innenseite des Rahmenglases hinterlassen. Die Entomologie in ihrem Versuch die Natur zu verstehen und zu ordnen hat hier unwillentlich eine Spur in die Gegenwart gelegt.

Schmids Ausstellung ist reduziert, fast minimalistisch eingerichtet, entfaltet beim Eintauchen ins Werk jedoch ein ebenso filigranes wie dichtes Netz an inhaltlichen und visuellen Bezügen. Die präzise ausgewählten Ausstellungsobjekte bewegen sich an der Schnittstelle von Kunst, Literatur und Wissenschaft. Seit Beginn seines Schaffens beschäftigt sich Schmid mit Lichterscheinungen in der Natur und lässt gewonnene Erkenntnisse in sein Werk einfließen. Dabei verknüpft er die Schriften der Philosophen Georges-Didi Hubermann und Gaston Bachelard, die sich beide mit der Phänomenologie des Lichts beschäftigt haben. Ein besonderes Interesse gilt zudem der Biolumineszenz von Organismen. So begrüsst Schmid die Ausstellungsbesucher_innen mit der chemischen Strukturformel des Luciferin-Leuchtstoffs von Glühwürmchen. Die Neonarbeit simuliert dessen grünes Leuchten, wobei Schmids Nachforschungen zur Biolumineszenz einen Bogen spannen von den Anfängen der Schöpfung über die Naturphilosophie bis ins Anthropozän. Bereits Alexander von Humboldt (1769-1859) soll mit einer Glühwürmchen-Lampe Licht ins Dunkel gebracht haben als er sich auf einer seiner Amerika-Expeditionen befand. Mit Schmids Ausstellung konfrontiert, fühlt man sich nicht selten an dieses vergangene Kapitel der Naturforschung erinnert – als Wissenschaft sich noch mit Poesie verbinden durfte.

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Kunsthalle Luzern
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Lorenz Olivier Schmid - Ausstellung Luzern Schweiz
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Luzern
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