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Werkschau 2023 — Talaya Schmid

Es plätschert, es tropft, und Talaya Schmid kühlt ihre Füsse und unseren Weisswein im Wasser des Sardonabrunnens, ihrem Lieblingsort am Limmatquai. Wir sitzen auf dem abgeflachten Brunnenrand, diskutieren, lachen, schwitzen, und die Zeit rauscht vorbei wie die Limmat. Flüssigkeiten und Fluidität spielen schon zu Beginn unseres Treffens eine zentrale Rolle, wie auch in Talayas Beitrag zur Werkschau: Eine Hommage an Körperflüssigkeiten. Wenn sie nicht unterwegs ist, arbeitet die Künstlerin in einem Gemeinschaftsatelier in Zürich. Da Gastfreundschaft und Kollaboration ein wichtiger Bestandteil von Talayas Praxis sind, passt ihr offenes Atelier perfekt. Rechts und links in den Regalen stapelt sich ihr liebstes Material: Wolle. Mit ihren einladenden Installationen will die Künstlerin soziale und politische Strukturen verändern: «Kunst bietet mir die Freiheit, ausserhalb etablierter Systeme gesellschaftlich relevante Themen aufzugreifen und zu verarbeiten.» Dabei verhandelt sie queerfeministische und sexpositive Themen, versucht stereotype Körper- und Rollenbilder aufzulösen und setzt sich für eine vielfältige und fluide Gesellschaft ein. Ihre Werke entstehen in Momenten, in denen es «flowt», in denen es im Körper und im Kopf kribbelt, in denen sich Texte wie Dämpfe verdichten, bis sich ein feuchter Tropfen bildet.

Liquid Cuntry ist einer dieser feuchten Tropfen. Talayas Stimme sagt: «Your cunt is always moist, so wet.» Die immersive Installation entstand für die diesjährige Industrial Art Biennial in Kroatien und besteht aus Tuftings, Textilobjekten, Wandmalerei und einem Hörstück. Die einzelnen Elemente funktionieren je nach Situation als Bühnenbild, Nest und Wandbild. Dadurch entziehen sie sich einer klaren Kategorisierung und bleiben fluide. Wassergeräusche, Musik und explizite Liebesgedichte wechseln sich im Hörspiel ab, das in Zusammenarbeit mit Belia Winnewisser entstanden ist. Beim Sound reizt sie der körperliche Aspekt der Rezeption: «Sound dringt direkt in den Körper ein, erst wenn das Trommelfell zu vibrieren beginnt, hören wir. Der Sound bewegt physisch etwas in uns.» Die Arbeit besteht weiter aus einer Textil- und Tuftingskulptur, die von der Wand zu fliessen scheint. Die Künstlerin spielt mit Grenzüberschreitungen und stellt geltende Normen in Frage. Sie interessiert das Spannungsfeld zwischen feministischer Konnotation, Handwerk und Design. Im Schaffensprozess steht die harte körperliche Arbeit mit der sogenannten «Tufting Gun», einer Hand-Tuft-Maschine, im Kontrast zu den weichen «Soft Sculptures». Diese werden in ihren Performances zum Bühnenbild, zum Requisit und Accessoire. Das Tufting wird bei Liquid Cuntry von einer archaisch anmutenden Wandmalerei umgeben, die Sheela-na-gig zeigt, ein wiederkehrendes Symbol in Talayas Œuvre. Die irisch-keltische Göttin der weiblichen Kraft präsentiert stolz ihre Vulva. Talaya Schmid will nicht provozieren, sondern einen Raum schaffen, in dem wir uns wohlfühlen und empowert werden. Sie verweist auf Audre Lorde, die mit der Kraft der Erotik etwas in der Welt verändern will.

Institutions

Title Country City Details
Museum Haus Konstruktiv
Switzerland
Zürich
Zürich

Artist(s)

Details Name Portrait
Talaya Schmid

Author

Details Name Portrait
Claudia Heim

Exhibitions / Events

Title Date Type City Country Details
Werkschau 2023 - Exhibition Zürich Switzerland
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Exhibition
Zürich
Switzerland