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Ab 2015 wird die Basler Primarschule von der 1. bis zur 6. Klasse geführt. Diese Tatsache ist an sich nicht spektakulär, stellt man sich aber das stark vom schulischen Alltag strukturierte Zeitempfinden eines Kindes zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr vor, wird mit der Verschiebung des Stufenwechsels ein Lebensabschnitt verlängert. Immer noch wird die erste Schuletappe mit einer Eins anfangen. Die Sekundarstufe beginnt jedoch neu erst nach der Sechs, an der Grenze zur Pubertät, im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren. Von Eins bis Sechs bezeichnet nicht nur den Lauf der Klassen, sondern auch die Skala, mit welcher erzielte schulische Leistungen bewertet werden. Eine Sechs ist erfreulicher als eine Zwei, eine Vier genügend, nicht aber eine Drei. Schon früh etabliert sich diese rigide Ordnung der Quantifizierung von Leistung in unseren Köpfen und bestimmt unser Urteil. Ob beim Fussballspiel oder in der Matheprüfung, bei Quartalszahlen oder Steuerrechnungen, das Resultat, die Summe oder die Differenz entscheiden über die Zielerreichung und die Bewertung. Die Bemessung von Qualität durch Skalen erzeugt eine Realität, in der wir uns an „Ziffern“ orientieren und in Relation zu ihnen bewähren können und müssen.

Mit „Al dente“, sechs in Beton gegossenen Ziffern, die sich in ihren Dimensionen an der ungefähren Körpergrösse von Primarschülern orientieren, spielt Pawel Ferus auf die Relativität der quantifizierenden Zeichen an. Wie „weichgekochte Ordnungshüter“ liegen sie übereinander, lehnen aneinander oder an der Wand und haben die Essenz ihres Wesens, die Reihenfolge, sprichwörtlich „über den Haufen geworfen“. Zur Formfindung und Komposition verwendete der Künstler elastische Modelle aus Vinamold. In einem aufwändigen, mehrstufigen Modell- und Vergrösserungsprozess erarbeitete Pawel Ferus die 300 bis 500 Kilogramm schweren Betonskulpturen, die nun auch als Kletter- oder Sitzgelegenheit genutzt werden können. Jede Zahl verhält sich etwas anders und ihre Biegsamkeit deutet an, dass sie sich potenziell auch in Bewegung setzen könnten. Die Ziffern werden so aus ihrer Starre und Rigidität befreit und zu einem Faktor, der sich relational definiert. Dem Bildhauer gelingt es, dem Schweren eine Leichtigkeit zu geben.

Informationen zur Entstehung
Das Hirzbrunnenschulhaus, Zu den drei Linden 70, wurde 2012–2013 umfassend saniert und durch einen Neubau für die Tagesstrukturen an Stelle des heutigen Abwarthauses ergänzt. Bei den Umbauarbeiten wurde u. a. ein gestalteter Bodenbelag von Lorenz Balmer aus dem Jahr 1957 zerstört. Für den neuen Eingangsbereich mit Zugangsrampe, Vordach und Eingangshalle mit Sheddach wurde im Sommer 2012 ein eingeladener, ausserordentlicher Kunst-und-Bau-Wettbewerb ausgeschrieben. Als Perimeter waren die Pausenhalle sowie der Vorbereich bis zum Trottoir definiert. Für die Ausarbeitung und Ausführung standen CHF 50 000 aus dem Baukredit zur Verfügung. Die Jury waren die Mitglieder der Kunstkreditkommission, Stephan Hug (Erziehungsdepartement), Bernhard Gysin (Bau- und Verkehrsdepartement), Soshya Kaufmann Crain, (Primarschule Hirzbrunnen), Thomas Schnyder (Architeam 4), Karl Betschart (Bau- und Verkehrsdepartement). Aus dem eingeladenen Wettbewerb ging der Basler Künstler Pawel Ferus als Gewinner hervor. Sein Projekt Al dente wurde von der Jury am 9. November 2012 zur Ausführung empfohlen.

Infos

Künstler:innen
Datum
Art des Kunstwerkes
Public Art
Abmessungen des Objekts
Gewicht: ca. 260 Kg (Teil 1); ca. 750 Kg (Teile 1 und 2)
Material

Weber ton 908 Feinbeton B30/20

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Map

Hirzbrunnenschulhaus Basel
Zu den drei Linden 70
4058 Basel
Schweiz

Künstler:innen

Details Name Portrait
Pawel Ferus

Institutionen

Titel Land Ort Details
Kunstkredit Basel-Stadt
Schweiz
Basel