Do you hear the birds?

Beim Aus- und Umbau der Tiefgarage Brühltor im Stadtzentrum St.Gallens entschied sich der Verwaltungsrat der Cityparking St.Gallen für ein gemessen an der Bauaufgabe bemerkens- wie nachahmenswertes Vorgehen: Drei Kunstschaffende erhielten Studienaufträge, um künstlerische Interventionen zu konzipieren, die dem Image der Parkgarage als trostloser Unort entgegenwirken und eine Verbindung zur Innenstadt und der Umgebung herstellen sollen. Der Vorschlag „Do you hear the birds? “ von Alex Hanimann kam 2006 schliesslich zur Ausführung. Die Intervention vereint visuelle und akustische Elemente in sich. Die Wandflächen beider Etagen der Tiefgarage Brühltor sind in rechteckige Felder eingeteilt, die vom Boden bis zur Decke monochrom in unterschiedlichen leuchtenden Farben bemalt sind. In einigen Flächen sind Schriftzüge integriert, welche auf verschiedene Orte und Kulturinstitutionen der Stadt St.Gallen hinweisen und im Untergrund als Teil der Signaletik die Orientierung erleichtern. Über den einzelnen Farbfeldern sind mittig schwarze Lautsprecher montiert. Ausgelöst durch Bewegungsmelder ertönt aus den Boxen fröhliches Vogelgezwitscher und überrascht die Nutzerinnen und Nutzer der Tiefgarage mit einer unerwarteten Klangwelt. Im künstlerischen Schaffen Hanimanns, insbesondere in der „Birdwatching“-Serie, spielen Vögel als Protagonisten tierischer Versuchsanordnungen, in denen es um das Ausstellen und Ausgestellt-Sein und Wechselwirkungen von Verhaltensweisen und Lebensraum geht, eine zentrale Rolle. Für „Do you hear the birds?“ wurden in und um St.Gallen insgesamt 300 Vogelstimmen aufgenommen. Ein Zufallsprogramm komponiert daraus schier unendliche Variationen gemischter Vogelgesänge. Die Vogelstimmen im Untergrund schaffen virtuelle Bezüge zu den Grünanlagen oberhalb der Garage und bei der Kantonsschule. Im sinnlichen Zusammenspiel der frischen Farbigkeit und der Naturgeräusche verschmelzen gebauter Raum und Natur, und der Künstler führt uns augenzwinkernd an die inhaltliche Mehrdeutigkeit des Begriffs „Parkgarage“ heran. (Text: Stefanie Kasper, November 2020)