Facing

Mit „Facing“ hat der in Basel lebende und arbeitende Künstler Markus Müller eine permanente dreiteilige Installation für das Primarschulhaus St.Leonhard geschaffen. Die Ausführung der Arbeit wurde in einem Auswahlverfahren anlässlich des Neubaus und der Sanierung der Schulanlage beschlossen. Die Architekten Clauss/Merz haben mit ihrem Projekt darauf Wert gelegt, der historischen Umgebung des Stickereiquartieres durch eine erfrischende Formen- und Materialsprache Rechnung zu tragen. Insbesondere in der Fassadengestaltung kristallisiert sich die Frage nach Adaption und Abgrenzung von der bestehenden gebauten Umgebung. Mit seinem künstlerischen Beitrag nimmt Markus Müller den von den Architekten angedeuteten Diskurs um Aktualität und Lebensdauer von Material- und Formsprache im historischen städtebaulichen Kontext auf. „Facing“ behandelt die offene Betonstruktur auf der Westseite des Gebäudes gegen die Pestalozzistrasse hin wie die Vorgabe für ein Fassaden-Mockup. Drei industrielle, mit reflektierendem Sonnenschutz beschichtete Fassadengläser wurden mit kunsthandwerklichen Methoden wie Zuschneiden und Biegen in die Form von gigantischen Sonnenbrillengläsern gebracht und ungefasst in die rohen Rahmenöffnungen gesetzt. Die in ihren Dimensionen dem Gebäude verpflichteten Gläser verweisen durch ihre unmissverständliche Formgebung, die sphärische Biegung, die dunkle Tönung und die goldene Verspiegelung klar auf Verbindungen zwischen Architektur und Mode. „Facing“ lädt dazu ein, Funktion und Bedeutung von Aussenhüllen und Oberflächen in verschiedenen Lebensbereichen zu reflektieren und knüpft damit nicht nur an Architekturkritik und -theorie, sondern auch an die Lebensrealität der Schülerinnen und Schüler des St.Leonhardschulhauses an. (Text: Stefanie Kasper, November 2020)