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Digitale Kunst — ‹FitArt› ist eine Smartphone-App für Ausstellungen im Format von Fitnessplänen. Aktuell gibt es zwei Pläne, die aus je 14 kurzen künstlerischen Anleitungen bestehen. Der zweite, ‹Female Body›, wurde Anfang Dezember veröffentlicht. Dabei wird das Konzept von Fitness sehr weit gefasst, klassische Work-out-Routinen, für die es bereits tausende Apps gibt, sind nicht dabei. Vielmehr erhalten wir ebenso komplexe wie unterhaltsame Auseinandersetzungen mit dem Körper im Spannungsfeld von Normierung und (digitaler) Formarbeit, von Physiologie und Psychologie geliefert. Die Ansätze reichen dabei von ‹Idle like a Bot› der !Mediengruppe Bitnik, in der wir aufgefordert werden, einfach nichts zu tun, zu warten, so wie Bots den grössten Teil des Tages im Limbo hängen, bis zu ‹Oshun’s Honey Flow› von Juliette Gampert, das auf moderne afrikanische Körperkonzepte zurückgreift, um eine postkoloniale, nicht phallozentrische Vision von Sexualität zu entwerfen. Und das in jeweils nur 30 Sekunden!
‹FitArt› ist eine der interessantesten kuratorischen Antworten auf die Herausforderungen der Coronakrise, die viele Institutionen im Kunstbetrieb schlecht vorbereitet getroffen hat. Viele reagierten mit etwas hilflosen Versuchen, das Geschehen im Raum einfach ins Internet zu übertragen. Hier hingehen werden die Bedingungen des Lockdowns – Rückzug ins Private, Suche nach neuen Formen der Bewegung – direkt aufgenommen und in ein Ausstellungsformat übersetzt, für das Künstlerinnen und Künstler neue Ausdrucksformen entwickeln können. Die App selbst übernimmt die Rolle eines dezentralen Ausstellungsraums, in dem periodisch neue Programme präsentiert werden können. Ohne dass die User etwas tun müssen, einfach als Update.
Das Konzept wurde entwickelt von der Galeristin Nina Roehrs zusammen mit dem Künstler Damjanski. Es ist dabei nur das neueste einer ganzen Serie von experimentellen Ausstellungsformaten, welche die Galerie über die Jahre entwickelte, indem sie bestehende Infra­strukturen – Fahrradkurierdienste ­(‹Gallery.Delivery›), Blockchain, VR – als Grundlage für Ausstellungen benutzte. Auch wenn die Corona­krise im Sommer hoffentlich wieder vorbei sein wird, die neue Normalität wird nicht mehr die alte sein und deshalb werden solche Erweiterungen der Räume der Kunst ihre Dringlichkeit nicht verlieren.

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Art des Kunstwerkes
Digital Art
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