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Bei der Rückkehr in die USA nach einer Europareise im Sommer 2002 wurde der amerikanische Künstler Hasan Elahi vom FBI wegen Terrorismusverdachts verhört. Der in Bangladesch geborene Amerikaner war auf die FBI-Terrorliste geraten, weil ihn der Vermieter eines Lagerraums verdächtigte, dort Sprengstoff zu lagern, und weil er sehr viel reiste (aufgrund seiner Vortrags- und Ausstellungstätigkeit - Künstler sein ist verdächtig). Erst nach mehreren Monaten, vielen Verhören und Lügendetektoren-Tests wurde die Untersuchung beendet. Was blieb, war das Gefühl, weiterhin unter Beobachtung zu stehen, und das Wissen, welche Informationen die Behörden von Verdächtigen erfragen. Elahi beschloss, diese Informationen fortan selbst im Web zu veröffentlichen: Fotos von jedem Bett, in dem er geschlafen, jeder Mahlzeit, die er gegessen, sogar jeder Toilette, die er benutzt hat. Er trägt stets ein GPS bei sich und macht öffentlich, wo er sich befindet, und veröffentlicht Informationen über Telefonate, Reisen und Bankkontobewegungen. Der Künstler kritisiert den Überwachungsapparat, indem er ihn überholt, und schafft sich gleichzeitig permanent ein Alibi. Zehntausende von Fotos und weiteren Einträgen zählt ‹Tracking Transience› (zu deutsch etwa «Vergänglichkeit verfolgen») nach 15 Jahren Laufzeit. Die Arbeit begann als Kritik am Klima kurz nach 9/11, hat jedoch ihre Brisanz behalten. Der «Krieg gegen den Terror» läuft ungebrochen weiter, der Überwachungsapparat wurde enorm ausgebaut, und der Generalverdacht gegen Menschen mit Herkunft, Hautfarbe und Namen wie Hasan Elahi ist nicht erst seit Trumps groteskem «Muslim Ban» offenkundig. Bezüglich Privatsphäre im Netz hat sich seit 2003 allerdings vieles geändert. Freiwilliges «Vergänglichkeit verfolgen» ist alltäglich geworden, seit wir eine öffentliche Version unseres Lebens auf Social Media verbreiten (die zudem im Hintergrund im grossen Stil ausgewertet wird). Hier zeigt sich ein Kniff von Elahis Arbeit. Einerseits scheint er der perfekte gläserne Bürger zu sein, andererseits erfahren wir weniger über ihn als über viele Facebook- oder Instagram-Nutzer. Nicht nur gibt es keinerlei Kommentare zu Elahis Bildern. Nach einiger Zeit auf seiner Seite merken wir auch, dass er weitgehend vermeidet, dass Menschen auf seinen Fotos sind. 

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Digital Art
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Hasan Elahi