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Eine riesige Trichterform dringt in der Mitte des Kreisels in die Tiefe und trifft auf die Tunnelröhre der Unterführung. Der über sechs Meter hohe Trichter ragt gut einen Meter über das Strassenniveau und hat einen Durchmesser von knapp 15 Metern. Die überdurchschnittlich lange (55 m) Unterführung öffnet sich in der Mitte unerwartet in einen perfekt gerundeten Krater und erschliesst so einen Freiraum von überraschend grosszügiger Dimension. Michele Cordasco gelingt es, einen potenziell klaustrophobisch wahrgenommenen "Un-Ort" in einen Ort mit lichter Aufenthaltsqualität zu verwandeln. Die Öffnung schafft einen direkten Bezug zum Aussenraum, zugleich transformiert sie ihn: Man steht mitten in einer stark befahrenen Strassenlandschaft und sieht nichts als ein grosses,  kreisrundes Stück Himmel. Auch die Umgebungsgeräusche verändern sich, stark gedämpft hört man den Verkehr.

Die Konstruktion des Trichters stellte höchste Ansprüche an die Baufachleute. Der Künstler beschreibt den Entstehungsprozess der Skulptur als Teil des Werks, er verweist auf den Anteil der beteiligten Ingenieure, Baumeister und Handwerker am guten Gelingen. Cordasco selbst war während der Bauphase seines Werks (Juni bis Dezember 2015) häufig vor Ort. Die Trichterform wurde ohne Verschalung aus Spritzbeton gefertigt, ein tonnenschweres Gerüst aus Armierungseisen bildet ihren Kern. Das Bauverfahren wurde von einer spezialisierten Firma eigens für das Projekt entwickelt und umgesetzt. Auf Strassenniveau ist eine geneigte kreisförmige Mauer sichtbar, der Trichter, der nach unten führt, lässt sich nur erahnen. Von hier aus wirkt der skulpturale Eingriff wie eine dreidimensionale Akzentuierung des Leerraums, der in der Mitte jedes Verkehrskreisels entsteht. Darunter liegt ein verborgener Platz von grosser atmosphärischer Schönheit, der sich den Passantinnen und Velofahrern je nach Tages- und Jahreszeit als immer wieder andere Situation präsentiert. Verwitterung und Bewuchs durch Moos und Kleinstpflanzen werden das Aussehen des Kraters über die kommenden Jahre hinweg weiter verändern.

Mit einem klaren Eingriff gelingt Cordasco eine eindrückliche Verschränkung von Skulptur und Raum. «Kreiselkunst» geniesst einen zweifelhaften Ruf. Vielerorts werden Kreiselmitten mit fragwürdigen Objekten oder gartengestalterischen Experimenten markiert, oder man hisst die Flaggen des Standorts.
Die verkehrsplanerisch bedingten Leerstellen sind Zonen, denen der professionelle Kunstbetrieb mit Skepsis begegnet. Dabei könnten gerade diese «Brachen im Feld des Nützlichen» (Plinio Bachmann) ideale Voraussetzungen für künstlerische Annäherungen bieten. Michele Cordascos Intervention macht die Leerstelle  zum Thema und öffnet sie nach oben. Entstanden ist mit der leeren Mitte ein Raum von gedanklicher Tiefe, der einen unwillkürlich den Blick heben lässt.

Informationen zur Entstehung
Nach dem Bau der Nordtangente wurden ab 2012 auch der Luzerner- und Wasgenring umgestaltet. Anstelle der Kreuzung Hegenheimerstrasse/Luzerner-/Wasgenring sollte ein Kreisel entstehen. Die unter der Kreuzung liegende Fussgänger- und Velounterführung sollte weiterhin als sicherer Schulweg und direkte Verbindung in die Erholungsgebiete des Bachgrabens genutzt werden können. Ziel des 2007 ausgeschriebenen allgemeinen Wettbewerbs war eine künstlerische Intervention im Bereich des Kreisels, die einen attraktiven städtischen Aussenraum mit eigenständiger Identität schafft.

Für die künstlerische Arbeit standen 40 000 CHF aus dem Baukredit zur Verfügung. Für die Gesamtgestaltung der Unterführung wurde ein zusätzlicher Kredit von 100 000 CHF bereitgestellt. Die Jury waren die Mitglieder der Kunstkreditkommission Basel-Stadt 2007, Sibylle Aubort Raderschall (Raderschall Landschaftsarchitekten AG, Mitglied der Stadtbildkommission Basel-Stadt) und Raffael Poller (BVD).

Infos

Künstler:innen
Datum
Art des Kunstwerkes
Public Art
Abmessungen des Objekts
6.3 m; Höhe ab Strassenniveau 1.2 m
14.3 m
30 cm
Material

Spritzbeton

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Map

LuWa-Kreisel
Kreuzung Luzerner-/Wasgenring/Hegenheimerstrasse
4055 Basel
Schweiz

Künstler:innen

Details Name Portrait
Michele Cordasco

Institutionen

Titel Land Ort Details
Kunstkredit Basel-Stadt
Schweiz
Basel