Ohne Titel

Der im appenzellischen Gais lebende Künstler Hans Schweizer wurde von Benz + Engeler Architekten angefragt, für das von ihnen entworfene Schulhaus Chräzeren-Hof eine künstlerische Arbeit zu entwerfen. In Kooperation mit der Künstlerin Birgit Widmer entstand in einer ehemaligen Färberei am Rotbach in Bühler, AR eine monumentale, über 13 Meter lange Acrylmalerei auf Baumwolle mit fliessend ineinandergreifenden Bildsequenzen. 1990 wurde diese gleich einem Fries an der geschwungenen Wand im Eingangsbereich des Schulhauses gegenüber der Galerie im ersten Geschoss angebracht. Der Standort des Schulhauses Hof am westlichen Stadtrand in malerischer, ländlicher Umgebung inspirierte Schweizer zu einem ortspezifischen Bildprogramm in leuchtendem Lokalkolorit. Die einzelnen Sequenzen der Malerei, die sich durch unterschiedlichen Farbgebung voneinander abheben, behandeln das Jahrmarktgetümmel während der OLMA, das Stadtzentrum bei Nacht, das Openair im Sittertobel, das gebirgige Umland mit Seilbahnen, Deltaseglern und Paragleitern, eine Badeszene und schliesslich einen Appenzeller Alpaufzug. Die expressive Malerei Schweizers, in der Figuration und Abstraktion zu verschmelzen scheinen, verlangt nach einer intensiven, verlangsamten Betrachtungsweise. Die gewählten Bildthemen klingen gleichermassen an den Erfahrungshorizont von Erwachsenen wie von Kindern und Jugendlichen an und lassen so unterschiedliche Lesarten und individuelle Identifikationsmomente zu. Überdies rückt die Arbeit typisch St.Gallisches, lebendige Traditionen als immaterielles Kulturgut und die Qualitäten der Stadt mit Anschluss an landschaftlich reizvolle Naherholungsgebiete ins Bewusstsein. (Text: Stefanie Kasper, November 2020)