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Zürich/ Musikinsel Rheinau — Für den grossen Probesaal der Musikinsel Rheinau hat der Künstler Beat Zoderer (*1955, Zürich) ein monumentales Kunstwerk geschaffen. Es ist dies bis heute sein grösstes Wandbild. ‹Supramatistisches Stickwerk›, so der Titel des Werkes, besteht aus den 99 Einzelteilen des von den Architekten vorgesehenen Akustikelements an der Stirnwand des Saales, die der Künstler in den von ihm bevorzugten, kräftigen Farben in Zusammenarbeit mit der Textildesignerin Annette Douglas besticken liess. Beat Zoderer nutzt schon seit Anbeginn seiner künstlerischen Tätigkeit für seine Kunstwerke Alltagsgegenstände, die er als handelsübliche Ware in Do it yourself Geschäften findet. Seine zahlreichen Kunst am Bau Werke beziehen sich auf vorgefundene Architekturelemente, die er als Basis für seine Arbeiten einsetzt. Künstlerisch interessiert ihn jedoch nicht der Veränderungsprozess des Materials oder des Objekts als solches, sondern er nutzt die Form als methodisches Strukturelement, die er häufig repetitiv oder mathematisch strukturiert und zu konstruktiv anmutenden Bildern oder Installationen zusammensetzt. Dem Betrachter präsentiert sich beim Eintreten in den grossen Musiksaal eine geordnet-strukturierte Lineatur in unterschiedlichen Sticktechniken und Farben. Die Linien folgen einer formalen Ökonomie, Beat Zoderer tariert die Dichte der Linien präzis aus, um das Bild gerade nicht in Unordnung kippen zu lassen. Für die Wandarbeit im Musiksaal musste Beat Zoderer auch dem Zufall seinen Lauf gelassen und gleichzeitig hat er ihn aber für sich geschickt genutzt. Der Wunsch der Nutzerschaft nämlich, die einzelnen Elemente in einem späteren Zeitpunkt aus akustischen Gründen austauschen zu können, zwang den Künstler die Regelmässigkeit aufzubrechen und ein Muster zu suchen, das auch beim willkürlichen Setzen der Platten immer noch eine Struktur aufweist und im optischen Gleichgewicht bleibt. Gleichgewicht und Fragilität sind unter anderem auch Thema der Betonskulptur ‹Konkaver Kugelguss› im Aussenbereich der Musikinsel. Auf einem niedrigen Sockel balanciert ein aufwärtsstrebendes Gebilde aus Rot eingefärbtem Beton. Es zeigt die Zwischenräume von aufeinander gestapelter Kugeln mit unterschiedlichen Durchmessern. Anders jedoch als bei einer herkömmlichen Skulptur, die als Positiv erarbeitet wird, muss hier der Künstler von der Negativform aus denken und arbeiten. Auch hier hat der Künstler die verschieden grossen Styroporkugeln bewusst zu einer Figur zusammengesetzt, erst nach dem Ausgiessen der Form in Beton werden die Hohlräume jedoch zur von ihm geplanten Skulptur. Beat Zoderer Kunstwerke wirken lediglich improvisiert, der sich scheinbar zufällig ergebende Moment ist aber ein gesteuerter und vom Künstler kontrollierter Zufall. In seinen häufig spontanen kreativen Arbeitsschritten und Prozessen bringt Beat Zoderer eine vermeintliche Ordnung in sein Werk und dabei öffnet er dem Unperfekten und Fehlern den Weg. Es ist genau diese Widersprüchlichkeit, die Beat Zoderer sucht und die seinen Arbeiten das spielerische Element geben. Gerade dieser Moment interessiert den Künstler, denn, wie er nachdrücklich sagt, will er «mit seinen Arbeiten unterschiedliche Bezüge ermöglichen». Unwillkürlich taucht beim Betrachter im Musiksaal deshalb die Frage auf, ob diese farbige Strichzeichnung auch eine Partitur sein könnte, an der entlang die probenden Chöre und Orchester spielen könnten. Oder ob der Künstler in den runden Formen seiner Beton-Skulptur den sanften Klang des Wassers in Beton umgesetzt hat. Sehen so vielleicht Geräusche aus?

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Klosterinsel
8462 Rheinau
Schweiz

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Beat Zoderer

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