JUNGJIN LEE - VOICE

Nach einer künstlerischen Ausbildung in Seoul verließ Jungjin Lee 1988 das Land, um an der New York University Fotografie zu studieren. Seitdem lebt sie hauptsächlich in den Vereinigten Staaten. Anfang der 90er Jahre war sie Assistentin von Robert Frank und betrachtet ihn als Mentor, als "Zen-Weisen", dem sie regelmäßig ihre Arbeiten zeigte. So schrieb er im Vorwort des 2002 erschienenen Buches Desert:

Jungjin Lee ist die amerikanische Wüstenreisende... Wie vom Mondlicht geschaffen, geht von ihren Bildern eine unmittelbare Ruhe aus... Sie haben Kraft... Auf ihrem Weg, der durch die Leere führt, hat Jungjin auf eine innere Stimme gehört. Ohne Landkarte kann sie uns die Realität ihrer Besessenheit zeigen - und das berührt mich. - Robert Frank

Für Jungjin Lee ist die Fotografie ein inneres Abenteuer, und der Ort, an dem sie forscht, ihre "Obsession", ist eine ursprüngliche Natur, frei von jeglicher menschlicher Besiedlung (die Wüste, das Meer). Sie findet einen Weg, sich vom Überflüssigen zu lösen, um sich selbst an den Wurzeln der Existenz zu begegnen. Die Wüste ist dabei sowohl eine treibende Kraft als auch ein Thema ihrer Arbeit.

Ich bilde keine Landschaften oder die Natur ab. Die Wüste lässt mich mein Inneres sehen, und mein Ziel ist es, Bilder von dem zu machen, was ich dort fühle - meinen inneren Geisteszustand, das ewige Gefühl, offen und präsent für die Welt zu sein. - Jungjin Lee

Mit "Voice", dieser neuen Serie von fünfzig Werken, erkundet Jungjin Lee eine seltsame und verträumte Natur: manchmal mineralisch und erdig (Felsen, graue und kahle Horizonte), manchmal flüssig (Wellen, Strömungen, Wasserfälle), aus der das Leben in gequälten Formen (Saguaros, Kakteen, einsame Bäume) hervorgeht.

Diese manchmal an die Abstraktion grenzenden Bilder sind großformatige Drucke (109 x 152 cm), deren Erscheinungsbild an eine Zeichnung erinnert. Diese Arbeit am Material des Abzugs ist eine Konstante von Jungjin Lee, die in den 90er Jahren begann, ihren eigenen fotografischen Träger herzustellen, indem sie westliches oder koreanisches Zeichenpapier von Hand emulgierte.