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frag°ment

frag°ment

Ein Ausstellungsrundgang zu ausgewählten zeitgenössischen Kunstpositionen, die Aspekte des Fragmentarischen thematisieren und andeuten. Mit Michael Babics und Olivia Jenni
Leitung Kunsthalle Palazzo

Angebot im Rahmen der Reihe mittwoch-matinee, Abteilung Basel-Stadt / museen Basel

Kosten: CHF 10 / 5* (*Für Kinder / Jugendliche bis 16 Jahre, keine weiteren Vergünstigungen), Ohne Anmeldung

Die Ausstellung «frag°ment» in der Kunsthalle Palazzo umfasst Arbeiten von fünf Künstler:innen, die sich in vielfacher Weise mit dem Thema des Fragmentarischen beschäftigen. Der Begriff «Fragment» wird in der Kunst meist dafür benutzt, um ein unfertiges oder noch nicht fertiggestelltes Kunstwerk zu bezeichnen. Ebenfalls wird der Terminus verwendet, um ein Bruchstück zu benennen. Dies kann beispielsweise ein noch vorhandenes, die Zeit überdauertes Teilstück einer Skulptur sein, währenddessen die ursprüngliche Einheit des Werkes zerstört ist. Die Ausstellung in der Kunsthalle Palazzo fasst den Begriff weiter und zeigt keine Bruchstücke aus vergangener Zeit. Es werden aktuelle, meist neu für diese Ausstellung entstehende Werke gezeigt, die Aspekte des Fragmentarischen thematisieren und andeuten. Dies können Objekte, Bilder oder Fotografien sein, die Teilstücke von etwas Grösserem abbilden, oder installative Werke, die Komponenten einer grösseren Erzählstruktur sind. Im besten Falle werden sich die ausgestellten Fragmente wieder zu einer neu gebildeten Einheit formen.

 

SELINA BAUMANN

Selina Baumanns bevorzugte Arbeitsweise ist mit Keramik. Sie reagiert dabei auf die jeweilige Umgebung und realisiert Arbeiten an unterschiedlichen Orten wie im Museumsumfeld, in einem stillgelegten Schwimmbecken oder zwischen Bäumen im Wald. Es sind Werke, die meist eine organische Anmutung haben und wie aus dem Boden zu wachsen scheinen. So entstehen beispielsweise filigrane auf Tischen platzierte Objekte, die mit feinen geometrischen Zeichnungen versehen sind, oder eine roh wirkende figurenähnliche Skulpturengruppe, die sich zu einem tänzerischen Stelldichein im Wald getroffen hat. Selina Baumanns Objekte faszinieren auch wegen des reichen Formenrepertoirs, dessen Quelle aus der Vergangenheit, wie auch aus der Zukunft entspringen könnte. Es könnten Überbleibsel einer vergangenen Hochkultur sein oder zukünftige Objekte, die von einer extraterrestrischen Zivilisation auf der Erde zurückgelassen werden. Für die Ausstellung in der Kunsthalle Palazzo wird Selina Baumann neue Arbeiten für die spezifische Ausstellungssituation entwickeln.

 

DAVID BERWEGER

David Berweger beschäftigt sich in seinem Werk mit dem Grenzbereich zwischen Realität und Künstlichkeit. Dabei hat er sich seit geraumer Zeit akribisch mit Produkten auseinandergesetzt, die vorgeben aus einem anderen Material zu bestehen als sie wirklich sind. Auf den ersten Blick haptisch anziehende Objekte entpuppen sich beim genaueren Hinsehen als Täuschung. Dabei verwischt er den Bereich zwischen eigenhändig hergestellten und vorfabrizierten Werken und stellt dabei immer auch die Autorschaft in Frage. Er interessiert sich für Marmor imitierende Klebefolien, fertigt Kamine oder Pistolen mit Papier, Karton und Leim oder mauert Wände mit Backsteinen aus luftig leichtem Material. Er recherchiert und arrangiert, baut auf und zerstört wieder. Er kreiert dabei raumfüllende installative Arbeiten, die auf den ersten Blick perfekt arrangiert wirken, auf den zweiten Blick jedoch hinter die Kulissen blicken lassen und ihre eigene Fragilität und ambivalente Präsenz offen zur Schau stellen.

 

MARCEL SCHEIBLE

Für die Ausstellung wird Marcel Scheible eine neue Arbeit in der Kombination von Fotografie und Text entwickeln. Basis davon ist eine fotografische Serie, die in Montpellier in der Wohnüberbauung Antigone von Ricardo Bofill entstanden ist. Dieses den menschlichen Massstab sprengende neoklassizistische Projekt hat Marcel Scheible vertieft erkundet und fotografisch dokumentiert. Dabei hat er sich nicht am monumentalen Gesamtbild, sondern vor allem an den Details und den leicht übersehbaren Nischen orientiert. Diese zeigen alltägliche Spuren des Gebrauchs und bringen den Mensch und den menschlichen Massstab zurück in diese sonst beinahe faschistoid wirkende Umgebung. Die griechische Tragödie Antigone von Sophokles, welche der architektonischen Überbauung den Namen gab, wird ebenfalls Inspiration und Teil der neu entstehenden Raumsituation in der Kunsthalle Palazzo sein.

 

ANNA SHIRIN SCHNEIDER

Anna Shirin Schneider realisiert grossformatige Gemälde, die nicht gleich identifizierbare, individuell geprägte Welten oder fiktive Landschaften abbilden. In erdähnlichen Farben mit beeindruckender Intensität kreiert sie Stimmungen, welche etwas Enigmatisches in sich tragen und auch leicht ins Abgründige kippen können. Abgebrochene Baumstämme, wurzelähnliche Gebilde, die in den Raum vordringen oder Verankerung in der Erde suchen oder flechtenartige Gewächse. Es wächst und wuchert. Es kriecht und fliesst. Aus einem Märchenwald oder einem Fantasyfilm entsprungen sind es Atmosphären, die wir zu kennen glauben, aber schliesslich doch nicht entschlüsseln können. Es sind Werke in bestechender Dynamik und faszinierender Doppelbödigkeit, die Fragen stellen und Antworten vorenthalten. Für die Ausstellung in der Kunsthalle Palazzo wird Anna Shirin Schneider eine Reihe von grossformatigen neuen Gemälden schaffen, die speziell für diese Ausstellung und die räumliche Situation entstehen werden.

 

PAULO WIRZ

Paulo Wirz beschäftigt sich in seinem künstlerischen Schaffen mit Objekten, die eine mehrdeutige Wirkung entfalten: Bunt bemalte Gläser in kreuzförmigem Spiegelsarg, verführerische Äpfel aus Wachs und ein Labyrinth aus verbranntem Gebälk. Er spielt dabei virtuos auf der Klaviatur der westlichen Kulturtradition changierend zwischen Märchenwelt, Mythologie und christlicher Ikonographie. Einige seiner Arbeiten erinnern an Staffage von religiös anmutenden Ritualen, thematisieren die Tradition der Stillebenmalerei mit Licht und Schatteneffekten oder verweisen auf die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins. Es sind stets offene Gefässe, die viel Raum für Interpretation lassen und bereit sind mit unseren Gedanken gefüllt zu werden. Für die Kunsthalle Palazzo wird Paulo Wirz einen Raum mit einer neu entstehenden Installation bespielen. Er weilt zurzeit im Rahmen eines Stipendiums in der Cité Internationale des Arts in Paris und hat sich dabei, auch wegen der räumlichen Begrenzung des Ateliers, wieder vertieft mit der zeichnerischen Tätigkeit auseinandergesetzt. In der Kunsthalle Palazzo wird eventuell eine Auswahl dieser ganz neu entstehenden Arbeiten auf Papier zu sehen sein.

 

Kuratiert von Michael Babics

 

 

Die Ausstellung wird grosszügig unterstützt von:

 

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Kunsthalle Palazzo
Schweiz
Basel/Liestal
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