Alan Humrose im Centre pour l''image contemporaine
Lausanne im Frühjahr 2001 zeigt der Genfer Fotograf Alan Humrose (*1956) nun im Centre pour l’image contemporaine St. Gervais eine weitere Serie seiner «Suites» sowie als Premiere sein erstes Video. Letzte Station dieser Ausstellungstrilogie wird im März das Musée Château d’Annecy sein. Ein von den drei genannten Institutionen gemeinsam produziertes Buch wird im September dieses Jahres bei den Editions CH in Genf erscheinen.
Alan Humrose im Centre pour l''image contemporaine
Es gibt kaum etwas, was Alan Humrose nicht fotografiert: Landschaften, Porträts, Stillleben, Zebrastreifen, überfahrene Frösche und Dolendeckel. Er selber meint: ÐMeine Fotos sind die Obsession der Fotografie.ð Zwei, drei, vier bis fünfzig Fotos desselben Sujets fasst er zu so genannten ÐSuitesð zusammen und präsentiert sie auf grauem Karton in Schaukästen wie früher die Sammler ihre Schmetterlinge. Immer sind es kleinformatige Schwarzweissbilder mit weissem Rand, die Erinnerungen an das Fotoalbum unserer Kinderzeit wachrufen.
In der Musik ist die ÐSuiteð eine Folge von Sätzen in der gleichen Tonart und mit gemeinsamen Themen. Ganz so scheint Humrose seine Fotoserien zusammenzustellen: Als Variationen eines Motivs, rhythmisch gegliedert durch starke Helldunkelkontraste, durch den Wechsel von ruhigen und bewegten Formen, ohne jede narrative oder anekdotische Absicht. Er fotografiert zwanzigmal dieselbe nackte schwangere Frau, als ob er dem Geheimnis des entstehenden Lebens auf die Spur kommen wolle. In Fragmenten versucht er, sich einem unfassbaren Ganzen zu nähern. Zwölf Stillleben mit gedecktem Tisch dokumentieren die Etappen einer Ferienfahrt. Kännchen, Tassen, Gläser oder Brotkörbchen stehen aber auch für das Stillleben schlechthin; der Aussschnitt ist so gewählt, dass man unweigerlich an alte Bilder denkt, an Liotard oder Anker etwa. Denn die Geschichte der Kunst und der Fotografie ist bei Humrose allgegenwärtig, in den Ruinen von Aleppo vor einem dramatischen Gewitterhimmel wie in der strengen Geometrie einer Pneuspur im Asphalt.
ÐSous le ventð nennt Alan Humrose sein erstes Video. Damit bricht er mit alten Gewohnheiten. Er verlässt das kleine Format und benutzt einen inhaltsbezogenen Titel. Dennoch ist ÐSous le ventð eine logische Folge seiner früheren Arbeiten. Im Travelling-Verfahren werden Aufnahmen von Wäldern mit entwurzelten Bäumen aneinandergereiht, vom Sturm Lothar verletzte Landschaften – eine langsame Reise mit dem Wind vom Atlantik bis zu den Schweizer Alpen. Von Zeit zu Zeit steht das Video still. Fast unmerklich lässt sich der Betrachter in die Tiefe des Waldes hineinziehen, vielleicht um, wie Humrose einmal schrieb, Ðall das, was ich nicht sehe, auszulöschen und zu vergessenð.
Institutionen | Land | Ort |
---|---|---|
Centre pour l'image contemp. Saint-Gervais | Schweiz | Genève |
Alan Humrose |
Marguerite Menz |