Wolfgang Laib bei de Pury & Luxembourg
Das künstlerische Vokabular von Wolfgang Laib ist in den Räumen bei de Pury & Luxembourg mit Installationen, Skulpturen, Objekten, spärlichen Zeichnungen und Fotografien zu einem Kosmos eigener Prägung geworden
Wolfgang Laib bei de Pury & Luxembourg
Mitten in der trendigsten, hektischsten Kunstmeile Zürichs kann man zur Zeit in einen Raum von heiterer Stille eintauchen, dessen meditative Aura Einblick in eine andere Seinsebene ermöglicht. Zwei monumentale Treppen und eine Zikkurat (gestufte Tempeltürme aus Mesopotamien), alle drei aus Holz und mit schwarzem respektive aus zinnoberrotem Thitsi-Lack aus Birma bedeckt, mahnen mit architektonischer Kompaktheit und strenger Würde an eine antike Tempelanlage. Die Assoziation an ägyptische Kultur wird durch die Installation mit zehn verschieden grossen Wachsschiffen noch verstärkt. Sie liegen auf einer hohen Holzkonstruktion, erinnern an Sarkophage und symbolisieren eine Initiationsreise oder die Überfahrt in das Reich der Toten. An der seitlichen Wand verweisen drei kleine, auf einem hoch liegenden Brett angebrachte Wachsbehälter auf etwaige Grabbeigaben. Dahinter scheint ein leuchtend gelbes, quadratisches Feld aus Blütenstaub über dem Boden zu schweben, gleichsam als Verheissung nach der langen, vielleicht dunklen Überfahrt. Diese schimmernde goldene Fläche bindet die Installation in eine Gesamtkomposition ein und führt gleichzeitig ein eigenes Leben.
Seit Mitte der siebziger Jahre schafft Wolfgang Laib (*1958, Metzingen) Blütenstaubfelder in nahezu unveränderter Form und konzentriert sein Werk auf wenige Naturstoffe: Blütenstaub, Milch, Bienenwachs, Marmor, Reis und Siegellack, die er in universelle Formen wie Quadrate, Dreiecke, Kegeln und Pyramiden bringt. In dieser Verbindung von Naturstoffen und Geometrie hat er Objekte von strenger Schönheit geschaffen, die ungeheure Ruhe, Einfachheit, Reinheit und Transzendenz ausstrahlen. Die meist quadratischen Blütenstaubfelder verdeutlichen nicht nur Laibs anhaltendes Interesse an der Natur und ihren Zyklen, sondern auch am Ritual und seiner ihm inhärenten «ewigen Wiederkehr des immer Gleichen». Damit offenbart der bekennende Buddhist Wolfgang Laib seine Vertrautheit mit östlicher Kunst und Religion. Fotografierte Sanktuarien und Grabmäler aus Südindien verweisen auf die Herkunft der architektonischen Formen seiner skulpturalen Objekte. Gleichzeitig situieren sie seine Werke im Kontext einer nichtwestlichen Kunst. Wolfgang Laib fordert, dass alle seine Arbeiten «im Grunde genommen mit ein und derselben Sache» zu tun haben, nämlich mit seiner Suche nach einem Eingang oder Übergang in eine «andere Welt». Dabei verbinden sich Transzendenz und Lebensbejahung in seinen Werken zu einer untrennbaren Einheit.
Dominique von Burg |
Wolfgang Laib |