Maya Vonmoos, «Living Pictures»
Computergenerierte Kurzfilme und digitale Malereien von ungewöhnlicher Bildästhetik interagieren mit dem romanischen Kirchenraum und dem gotischen Abtzimmer des geschichtsträchtigen Klosters Schönthal. Diese Konfrontation hat die in ihrem Bereich höchst innovative Künstlerin Maya Vonmoos gewagt.
Maya Vonmoos, «Living Pictures»
Seit Menschengedenken entwickeln Wissenschaftler Modelle zur Entstehung des Universums, die immer wieder verworfen und revolutioniert werden. Maya Vonmoos (*1953, Chur) hält diesen Hochrechnungen ihren eigenen Kosmos entgegen. Vordringlich thematisiert sie die Lehren der Evolution sowie die Konsequenzen der menschlichen Eingriffe in die Natur. Unabdingbar drängt sich da die Frage nach der Verantwortung der Forscher auf. Im neuesten computergenerierten Animationsfilm «Swinging Order» spielt sich die Evolutionsgeschichte im Zeitraffer ab. Eröffnet wird er durch flimmernde Rondelle, die in einem unendlichen Raum dahinzusegeln scheinen. Sie repräsentieren ein universelles Energiefeld, eine Ursubstanz, der hybride Menschenwesen entwachsen. Totenköpfe und Föten symbolisieren den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen. Aus dem Urnebel entfaltet sich eine üppig wuchernde Natur, eine weibliche Figur nimmt tanzend verschiedene Identitäten an und schliesslich treten hybride technoide Figuren auf den Plan. Unterlegt ist der Film mit elektronischer Musik. Dem scheinbar so leicht dahinfliessenden, virtuellen Bilderstromliegt ein arbeitsintensiver Weg zugrunde. Erste Ideen erfasst Vonmoos in wunderbaren Aquarellen, die sich zu Storyboards verdichten. Am Anfang der Computeranimation steht dann die leere generische Oberfläche. Jede Szene, jede Figur muss konstruiert, animiert und räumlich durch die Disposition von virtuellen Lichtquellen gestaltet werden. Als komplementäre Kondensate des Films erweisen sich dann die computergenerierten Bildtafeln, die ihren Ursprung im Animationsfilm haben und in weiteren Arbeitsprozessen zu digitalen Malereien verdichtet wurden. Die in einem komplizierten Verfahren auf Aluminium gedruckten Bildtafeln strahlen eine ungeheure Leuchtkraft, eine intensive, zuweilen fluoreszierende Farbigkeit und einen metallenen Glanz aus. Unbezweifelbar leben sie von malerischen Qualitäten. Die sinnliche Erscheinung vieler Lebensformen - so die einer Medusa entsteigende Eva - und die austarierten Kompositionen verraten, dass Vonmoos ursprünglich vom plastischen Schaffen und von der Malerei herkommt. Mit ihrer computergenerierten Kunst hat sie nun einen adäquaten ästhetischen Ausdruck für eine Welt gefunden, die sich immer schneller in unabsehbare Dimensionen bewegt.
Institutionen | Land | Ort |
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Kloster Schönthal | Schweiz | Langenbruck |
Dominique von Burg |
Maya Vonmoos |