Tatjana Trouvé - A Stay Between Enclosure und Space
Tatjana Trouvé - A Stay Between Enclosure und Space
Hätte Franz Kafka gekunstet statt gedichtet, hätte er Rauminstallationen in der Manier von Tatjana Trouvé (*1968, lebt in Paris) produziert. Eigentlich fängt alles ganz harmlos an. Da schwebt im Eingangsraum ein dichtes Geflecht von 350, an dünnen Stahldrähten an der Decke befestigten Pendeln. Doch sie hängen nicht senkrecht nach unten, sondern sind durch unsichtbare, im Fussboden versenkte Magnete in verschiedene Richtungen gelenkt und wie festgefroren. So weit, so hübsch das Spiel mit der Schwerkraft und dem Spuk. Doch dann wird es immer ungemütlicher. Gänge führen ins scheinbar Endlose, Bronzeskulpturen trotzen allen Gesetzen der Physik, eine schwarze, vielfach gebogene Metallstange zerteilt die Mitte eines Raums, Kupferfäden, Plexiglas, Metall oder Beton fügen sich zu seltsamen Installationen, die verschlossene, unheimliche und klaustrophobische Räume schaffen und möblieren. Bald tritt man gebückt durch eine Türe in einen fensterlosen Raum mit einer zusammengefalteten, einbetonierten und an einen Pfeiler fixierten Matratze; bald kniet man vor einer Fenstertüre, die den Blick in einen unendlich langen schmalen Gang freigibt. Dort evozieren hintereinander gestaffelte, halbgeöffnete Türen eine labyrinthartige Perspektive, die nirgendwohin führt. Oder man prallt man an eine Glaswand, hinter der sich eine Art Lagerraum mit eigenartigen Gegenständen befindet.
Der Oberlichtsaal ist mit Collagen und grossformatigen Zeichnungen bestückt. Die Steine im Raum suggerieren wohl eine Landschaft. Eine in den Boden und in die Wände eingelassene Kupferlinie verbindet die Zeichnungen untereinander. Gleichzeitig sind auf einer Platte mit schwarzem Grund mit Bleistift gezeichnete und in Zinnfolie gestanzte Architekturen abgebildet, die je nach Blickwinkel erscheinen oder verschwinden. Dabei kann ein Innenraum zum Aussenraum werden - und umgekehrt. Alles, was in den Installationen angelegt war, scheint hier zusammenzukommen. Die mit seltsamen Apparaturen konstruierten Gebilde erinnern an die surrealen installativen Arbeiten von Mark Manders und die dramaturgische Aufladung banaler Objekte gerät oft in die Nähe von Marcel Duchamp. Es sind «mentale Architekturen» bestätigt Tatjana Trouvé die Frage nach diesen spannungsgeladenen Räumen, die eine existentielle Kälte atmen. Indem sie mit komplexen Wahrnehmungen und Interaktionen spielt, will sie eine Parallelwelt schaffen, die «nach eigenen Regeln funktioniert».
Institutionen | Land | Ort |
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Migros Museum für Gegenwartskunst | Schweiz | Zürich |
Dominique von Burg |
Tatiana Trouvé |