Etel Adnan - La joie de vivre
Geboren in einer untergegangenen Welt, fand die libanesische Philosophin und Schriftstellerin Etel Adnan zu einer abstrakten, lyrischen Malerei. Ihr vielseitiges Werk zählt zu den grossen Entdeckungen der Documenta 13, 2012 in Kassel. Nun widmet ihr das Haus Konstruktiv eine umfassende Schau.
Etel Adnan - La joie de vivre
Etel Adnan (*1925, Beirut) wuchs als Tochter eines Syrers, der Offizier in der osmanischen Armee in Smyrna gewesen war, und einer griechisch-orthodoxen Mutter in einer arabisch sprechenden Umwelt auf. In dem seinerzeit französisch kontrollierten Libanon besuchte sie die katholische französische Mädchenschule und studierte später an der Sorbonne Philosophie. Nach Stationen als Dozentin für Philosophie in Kalifornien und als Kulturredaktorin für die Tageszeitungen ‹Al Safa› und ‹L'Orient-Le-Jour› in Beirut schrieb sie den Roman ‹Sitt Marie Rose›, mit dem sie sich mit dem Bürgerkrieg im Libanon auseinandersetzte. Dafür erhielt sie den ‹Prix de l'amitié franco-arabe›.
Während ihres Philosophiestudiums, 1949-1957, entdeckte Adnan die Malerei. Es entstehen erste Bilder, die aus leuchtend farbigen geometrischen Formen in kontrastreichen Variationen komponiert sind. Die mit einem Spachtel aufgetragene Farbe entfaltet ihre eigene Intensität und fügt sich in klar konturierten Flächen zu einem ‹Gleichgewicht zwischen Farbe und Bedeutung›. Seit 1964 nehmen Künstlerbücher aus japanischem, zu Leporellos gefaltetem Papier sowie handschriftliche, mit Bildern illustrierte Übertragungen von Gedichten zeitgenössischer arabischer Dichter einen besonderen Stellenwert ein. Während der Zeit in Kalifornien wird der nördlich von San Francisco gelegene Mount Tamalpais zu einer wichtigen Inspirationsquelle. Die künstlerische Annäherung an den Berg vergleicht die Künstlerin mit Paul Cézannes exakter Naturbeobachtung und Obsession gegenüber dem Mont Sainte-Victoire. Während mehr als 35 Jahren entstehen unzählige Arbeiten, die den Berg in unterschiedlichen Farben, Lichtsituationen, Jahres- und Tageszeiten festhalten und in denen Adnan die Grenzen zur Abstraktion auslotet. Die Unmittelbarkeit des ästhetischen Ausdrucks lässt uns die Bilder wie Seelenlandschaften erleben, «visuellen Gedichten» ähnlich, wie die Künstlerin ihre Gemälde beschreibt.
Obwohl die meist kleinformatigen Bilder mit additiven, normativen Elementen auch Charakteristiken konkreter Kunst zeigen, haben sie für Adnan in keiner Weise mit Geometrie zu tun, sondern entsprechen ihrem Empfinden für die Natur.
Die Schau beleuchtet ihr ungeheuer reiches und tiefes Erleben sowie das umfangreiche und vielschichtige Schaffen samt dem literarischen und poetischen Werk von den Sechzigerjahren bis heute - und bietet damit die seltene Gelegenheit, in ihre fremdartige entgrenzende Welt einzutauchen.
Institutionen | Land | Ort |
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Museum Haus Konstruktiv | Schweiz | Zürich |
Etel Adnan |
Dominique von Burg |