Daniel Spoerri

Daniel Spoerri · Restaurant 1968 in Düsseldorf © ProLitteris. Foto: Bernd Jansen

Daniel Spoerri · Restaurant 1968 in Düsseldorf © ProLitteris. Foto: Bernd Jansen

Hinweis

Daniel Spoerri

Neuss — Schade, dass man im Museum der Unordnung anscheinend aufgeräumt hat. Der Schweizer Objektkünstler Daniel Spoerri (*1930, Rumänien), war früh schon international erfolgreich, war nicht nur Mitbegründer der Künstlergruppierung Les Nouveaux Réalistes und Erfinder der Eat Art, sondern auch, in seinen Anfangsjahren, Pantomime, Tänzer (etwa am Berner Stadttheater, in Paris und Darmstadt) und Regisseur. Und er ist, immer noch, Künstlerfreund und Wegbegleiter für viele.
In der Neusser Langen Foundation, in der strengschönen Architektur Tadao Andos, bietet die Schau ‹Ein Museum der Unordnung› Gelegenheit, die wilden Objektsammlungen des Künstlers zu erforschen. Dabei hätte eine chronologische Zeigung wohl etwas deutlicher spüren lassen, was die einzelnen Werkgruppen miteinander zu tun haben, wie sie sich inspirieren, wo sie sich überlappen und was der Zufall für eine zentrale Rolle spielt. Stattdessen sind die Objektfamilien – mit Ausnahme des düster-dramatisch inszenierten Kabinetts im ersten Raum – zumeist separiert und wohlgeordnet präsentiert. Was bei diesem Zuviel-von-allem klar wird, ist, wie fleissig der Künstler gesammelt hat, fast obsessiv, mit morbidem Unterton, mit Humor, Neugier, Begeisterung. Das Spielerische freilich, das jubelnd Unbesonnene, das eigentlich alles grundiert, ist in dieser Schau ein bisschen auf der Strecke geblieben.
Im Rheinland hat Spoerri wichtige Phasen seines Künstlerlebens verbracht, hat 1968 in Düsseldorf gemeinsam mit Carlo Schröter am Burgplatz das Restaurant Spoerri und die Eat Art Gallery gegründet, einen bald höchst populären Ort der rheinländischen Künstlerszene. Das Restaurant-Schild damals malte André Thomkins, Katharina Sieverding kellnerte und auf der Speisekarte standen Hammelhoden, Ameisenomelette oder Hahnenkämme mit Trüffeln zur Auswahl. An der Wand hingen Briefe und Zeitungsausschnitte. Bald auch die sogenannten Fallenbilder, in denen Spoerri die abgegessenen Tische mit den darauf befindlichen Resten gemeinsamer Mahlzeiten fixierte und so die Momente sozialen Beieinanders in (kollektiv entstandene) Kunstwerke verwandelt, die an vergangene Vergnügen erinnern.
Der Künstler lehrte einige Jahre an der hiesigen Akademie, in Köln, hatte vorher in Darmstadt und New York gelebt, zwischenzeitlich in der Ägäis, im Tessin oder am Zürichsee, hinterliess überall seine Spuren, wohnte ein Jahr in Berlin, in München, in Wien, dort lebt er heute noch, filmt und inszeniert, kocht und baut Bühnenbilder. Und er pflanzt in der Toscana einen Garten.
Leider aber überhört man in der Ausstellung manche der Geschichten, die all die skurilen oder alltäglichen Dinge erzählen möchten.
Parallel zur Ausstellung in der Langen Foundation zeigt das MAMAC in Nizza mit Daniel Spoerris ‹Le theatre des objets› eine umfangreiche Überblicksschau zu, ja, dem Theater der Dinge. 

Bis 
13.03.2022
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Le Théâtre des Objets de Daniel Spoerri 16.10.202127.03.2022 Ausstellung Nice
Frankreich
FR
DANIEL SPOERRI. EIN MUSEUM DER UNORDNUNG 05.09.202113.03.2022 Ausstellung Neuss
Deutschland
DE

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