Aleksandra Mir im Kunsthaus
Aleksandra Mir im Kunsthaus
Mit der Ausstellung «Switzerland and Other Islands» zeigt Aleksandra Mir im Kabinettraum des Kunsthauses eine neue Werkreihe rund um Inselfantasien und territoriales Konfliktpotenzial. Die Schweiz, das «Stachelschwein», das sich aus der europäischen Politik heraushält, hat es Aleksandra Mir angetan. Weit davon entfernt, die isolationistische Situation der Schweiz zu bemitleiden oder zu bedauern, zelebriert die polnisch-schwedische Künstlerin im Gegenteil diesen Status, allerdings mit der klischierten Metapher der Insel. Speziell für das Kunsthaus Zürich hat sie mit Hilfe ihrer Assistenten mittel- bis grossformatige kartografische Zeichnungen hergestellt. Alle, selbst die grossformatigen Arbeiten, die sich bis zu 3,6 mal 6 Meter ausdehnen, sind mit Filzstift gestrichelt. Entstanden sind sie in Palermo, wo im Gegensatz zu New York, in dem die Künstlerin seit 15 Jahren lebt, unvergleichlich grosszügigere Raumverhältnisse herrschen. Blocher und seine SVP-Basis hätten ihre helle Freude daran. Da saust die Insel Schweiz bald als «Asteridus svizzerus» durchs All, bald ist die «Insula Svissera» vom Meer umgeben und wird scheinbar von Monstern bedroht. Europa, Amerika, Asien und Afrika sind weitab vom Schuss und zur Bedeutungslosigkeit zusammengeschrumpft; also kein Thema mehr für die Schweiz. Die Monster in ihrer comichaften Erscheinung sind nicht nur politisch zu deuten, sondern mittelalterlichen Karten nachempfunden. Schliesslich ist die Schweiz als See, als «Lac Suissey» imaginiert, auf welchem weisse Segelschiffchen schwimmen. Eingerahmt ist diese Karte von einer Ornamentik, die Muster von St. Galler Spitzen imitiert und somit einem traditionsbewussten schweizerischen Exportprodukt huldigt.
Berühmt wurde die Künstlerin mit dem Film «Moon Landing», 1999, wofür sie an einem Strand in Holland eine Mondlandschaft nachbauen und die Eroberung des Mondes durch eine Frau, die im Kreis von Astronautinnen die amerikanische Flagge hisste, nachstellen liess. Diese Performance hielt sie in einem Film fest und hinterfragte damit stereotype Bilder und Vorstellungen. Eine verwandte Strategie unternimmt sie auch in der Ausstellung im Kunsthaus, indem sie die Relevanz von Landkarten, die gemeinhin den Anschein von Wahrhaftigkeit erwecken, aber vornehmlich fiktive politische Konzepte sind, in Zweifel zieht. Zur quasi Beweisführung hat sie ein Inventar ganz unterschiedlicher Inseltypen erstellt. Der geostrategisch und politisch vermessenen Welt setzt Aleksandra Mir einen eigenen Kosmos entgegen, der wohl von soziopolitischen Gegebenheiten ausgeht, aber immer wieder ins Utopische und Mythologische reicht. Um die hier erfassten Inseln ranken sich amüsante, fantasievolle Geschichten des Schriftstellers Ken Hollings, die im Formalen einer fast kindhaften, comicartigen Gestaltung entsprechen. So begegnen wir einer Monsterinsel, die im «Ogasawa-Archipel» liegen soll und deren Existenz einer Piratenlegenden entsprungen sein könnte, beliebten Touristenzielen wie Sizilien oder Hawaii, neben politisch brisanten Gebieten wie dem Gazastreifen, schliesslich einer im Pazifik schwimmenden «Müllinsel», die aus weggeworfenen Plastikgegenständen besteht. Damit kollidiert das Bild der Insel als romantische Rückzugsvorstellung oder als einer utopischen Gesellschaftsidee mit abgeschotteten Orten, wo Verbrechen gegen die Umwelt und Menschlichkeit nicht oder lange Zeit nicht von der Weltöffentlichkeit wahrgenommen werden.
Institutionen | Land | Ort |
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Kunsthaus Zürich | Schweiz | Zürich |
Dominique von Burg |
Aleksandra Mir |