Clare Goodwin

Clare Goodwin · Whispering Widows (Richard + Eleanore), 2017, Acryl/Acryltinte auf Leinwand. 190x140 cm

Clare Goodwin · Whispering Widows (Richard + Eleanore), 2017, Acryl/Acryltinte auf Leinwand. 190x140 cm

Clare Goodwin · Silent Witness #3, 2017, Teil eines gefundenen Stuhls, sandgestrahlt, 18x36x16 cm

Clare Goodwin · Silent Witness #3, 2017, Teil eines gefundenen Stuhls, sandgestrahlt, 18x36x16 cm

Hinweis

Clare Goodwin

ie neuen pastellfarbenen Gemälde und Collagen von Clare Goodwin (*1973, Birmingham) fügen sich dem blendend weiss gestrichenen Galerieraum chamäleonartig ein. Sie sind auf Streifen, geometrische Formen, Linien und Muster reduziert und nehmen noch Elemente ihrer alten Serie ‹Curtain Paintings› auf. Mit ihren freien geometrischen Abstraktionen referieren sie auf suprematistische Kompositionen, deren stringentes Farbkonzept Goodwin jedoch mit einer süsslichen Farbigkeit bricht. So evozieren das ausgewaschene Lila oder das lachsfarbene Rosa die Farbpalette von Tapeten englischer Landhäuser oder von Kleidern älterer Damen. Da und dort gebieten schwarze oder dunkelbraune Formen dem luftigen Treiben Einhalt. Alle Malereien sind mit ‹Whispering Widows› plus einem oder meist je zwei englischen Vornamen betitelt, sodass hinter der geometrischen Abstraktion eine konkrete oder erfundene Figur oder das Verhältnis zweier Personen hineinzuspielen scheint. Zwischen ihnen mag ein Bezug bestehen und sich ein Dialog entspannen, worauf neben dem Titel die vielfach erkennbare obere und untere Ebene der Gemälde hinweist. Trotz formalen Anklängen an die Sprache der Zürcher Konkreten ist Goodwin von deren mathematischem und logischem Konzept weit entfernt. Zuweilen funken nämlich räumlich wirkende Formen dazwischen. Zudem wird das abstrahierende Bildgeschehen durch die bereits erwähnte narrative Titelsetzung und die eigenwillige Farbenpalette emotional und atmosphärisch aufgeladen.
Scheinbar zufällig sind an verschiedenen Orten im Galerieraum Stuhlteile aus sandgestrahltem Holz positioniert. Die als ‹Silent Witness› bezeichneten Objekte referieren auf geometrische Elemente in ihrer Malerei, erinnern aber auch an Knochen oder an ‹Tokyo!›, einen aus drei Episoden bestehenden, surrealen Film von 2008, eine vielfach gebrochene Hommage an Tokyo. In ‹Interior Design› unter der Regie von Michel Gondry wird das Schicksal eines erfolglosen jungen Paares erzählt, das sich auf der Suche nach einer Zukunft nach Tokyo aufmacht. Zunächst wohnen die beiden in sehr engen Verhältnissen. Während ehrgeizige Pläne den jungen Mann antreiben, fühlt sich die Frau zunehmend einsam und verloren. Ihre depressive Verstimmung manifestiert sich in ihrer sukzessiven Transformation in einen Stuhl, auf dem es sich zu guter Letzt ihr Partner bequem macht, während sie zu der Rolle einer stummen Zeugin verdammt ist. Zu hoffen bleibt nur, dass die Stuhlteile von Goodwin nicht Resultat einer magischen Verwandlung sind.

Bis 
07.10.2017
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Clare Goodwin 25.08.201707.10.2017 Ausstellung Zürich
Schweiz
CH
Autor/innen
Dominique von Burg
Künstler/innen
Clare Goodwin

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