Frick, Gisler, Michel, Niederberger
Frick, Gisler, Michel, Niederberger
Baden — Da fragen sich die Künstlerkuratorinnen Esther Amrein und Andrina Jörg, was die Welt im Innersten zusammenhält. Und sie fordern drei Künstlerinnen und einen Künstler auf, ihre über längere Zeit erarbeiteten Erkenntnisse im Trudelhaus künstlerisch umzusetzen. Ziel ist es, unter dem Titel ‹Versuchsanordnung› eine kreative Auslegeordnung von Wissenschaften, konkret der Architektur, der Malerei, der Printmedien und der Geologie, vorzunehmen. Wer nun über den kleinen Steg die Galerie im Obergeschoss betritt, bemerkt gleich die schmalen Holzleisten, über deren Enden schlaffe Tücher hängen, als hätte hier Sadhyo Niederberger in aller Eile feuchte Lappen über die Staffelei geworfen. Das vermeintliche Tuch entpuppt sich als gegossenes Acryl und wirft schwungvolle Falten. Was bunt beginnt, endet im Untergeschoss der Galerie mit einem Höhepunkt: Vor einem Fenster weht ein wuchtiger Vorhang. Was ausschaut wie die abgewrackte Kulisse eines Theaters, entpuppt sich als gipsdurchtränktes, brüchiges Netz vor einem leeren Bildrahmen. Melancholie pur und grossartig. Die Aarauerin dekonstruiert alles, was ein klassisches Gemälde ausmacht: Leinwand, Keilrahmen und Farbe – fertig ist die Installation. Zu Niederbergers Holzleisten gesellen sich Eva Maria Gislers Baumstämme auf einer Fotografie in suburbaner Landschaft. Schön sperrig präsentieren sich auch die Betonobjekte der Bernerin, die wie Fundstücke aus der Agglomeration eine Ästhetik der Hässlichkeit propagieren. Dass die Künstlerin einer Abfallgrube mit Zivilisationsschrott, angefangen bei der unvermeidlichen Colaflasche bis zur Cellophantüte, Schönheit abgewinnt, wirkt fast paradox. Und ebenso widersprüchlich scheint die Erkenntnis, dass Nicole Michel ihren sorgfältig gestalteten Kunstbüchern und poetischen Abstraktionen Kriegsbilder aus Printmedien zugrunde legt. Von explosiver Kraft wirken ihre Collagen, die sich aus winzigen Zeitungsschnipseln zusammensetzen, als hätten hier die amerikanischen Expressionisten Pate gestanden. Andreas Frick wiederum befasst sich mit Naturphänomenen und lässt in seinen Zeichnungen und Druckgrafiken offen, ob er uns Makroaufnahmen von winzigen Steinformationen oder Mikroaufnahmen von weiten Landschaften vor Augen führt. Fazit: Andrina Jörg und Esther Amrein zeigen eine Schau, die, wenn nicht die Welt, so doch vier künstlerische Versuchsanordnungen klug und harmonisch zusammenhält.
Institutionen | Land | Ort |
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Kunst im Trudelhaus | Schweiz | Baden |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
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Versuchsanordnung | 21.10.2018 | Finissage | Baden |
Schweiz CH |
Andreas Frick |
Eva Maria Gisler |
Nicole Michel |
Sadhyo Niederberger |
Feli Schindler |