Isabelle Krieg — Die Welt am Arsch
Isabelle Krieg erkundet und kommentiert mit Arbeiten aus verfremdeten Alltagsgegenständen existenzielle Themen und unsere facettenreich schillernde Realität. Ihre neuen Installationen vermitteln Hintergründiges in einer sinnfälligen und einprägsamen Formensprache.
Isabelle Krieg — Die Welt am Arsch
Zürich — Die weit verbreiteten, diffusen Befürchtungen vor einem bevorstehenden globalen Kollaps illustriert Isabelle Krieg (*1971, Fribourg) mit dem installativen Objekt ‹Die Welt am Arsch›, 2018. Es ist eine starke Metapher: Die löchrigen, über zwei Strausseneier gestülpten Netzstrumpfhosen lassen jeglichen Halt und Schutz vermissen. Die eigene Arbeit hilft Krieg, mit der Realität, mit schreienden Ungerechtigkeiten und mit Ängsten umzugehen und sie zu verarbeiten. Trotz ihrer ansteckenden Heiterkeit belastet es sie zuweilen, dass sie mit der Kunst nicht viel zu bewegen vermag und sie ihren relativ kleinen Aktionsradius akzeptieren muss. Krieg findet ihre Inspiration im persönlichen Befinden, in der Natur und im Weltgeschehen. Auf die Dramatik und die europaweite Ohnmacht gegenüber der Flüchtlingskrise reagiert sie mit zwei ‹Life-Jacket›-Objekten, 2018. Sie sind aus übereinandergeschichteten, sehr kleinen bis zu grossen, ausgetragenen Jacken gebildet. Die Kragen bilden eine Art Säule, die eine Luftröhre sein könnte, die Seiten der Jacken formieren eine Art Brustkorb. Das am Boden aufgerichtete, zeltartige ‹Life-Jacket›-Objekt wirkt wie eine Schutzmantelmadonna. Es geht auf die aus 700 Rettungsdecken aufgeschichtete Arbeit ‹Intense Shelter›, 2017, zurück, die an die goldglänzenden Folien der gestrandeten Flüchtlinge an den Küsten Europas erinnert. Angesichts eines grossen blauen Plastikbeckens, das von schmutzigem Geschirr überquillt, fallen mir die im Mittelmeer schwimmenden, überfrachteten, an Nussschalen erinnernden Schiffe ein. Das Becken deutet darauf hin, dass wir alle im gleichen Boot sitzen. Von nahe besehen erkennen wir in den Kaffee- und Kakaoklecksen in den Innenseiten der Tassen u.a. die Porträts von Politiker/innen: ‹Unerledigt IV (Leaders & Children of the World›, 2018. Eindrücklich wird hier die Fragilität des Daseins veranschaulicht. Auch das Mobile ‹Schwarzer Katzenreigen› lässt an Zerbrechliches denken. Es besteht aus sämtlichen, mit schwarzem Lack bemalten Knochen eines Katzenskeletts. Im feinsten Lufthauch scheinen die Knöchelchen zu Musik zu tanzen. Das Mobile wirkt wie eine Zeichnung im Raum. Mit Absicht, denn die Linie begleitet Kriegs Schaffen seit ihren künstlerischen Anfängen. So poetisch und humorvoll die Werke sind, so verstörend können sie zuweilen sein. Vor allem dann, wenn uns die Künstlerin mit eingeschleusten Irritationen über unhinterfragte Gegebenheiten und Realitäten stolpern lässt.
Institutionen | Land | Ort |
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Galerie & Edition Stephan Witschi | Schweiz | Zürich |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
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Isabelle Krieg – Realität | 29.08.2018 – 05.10.2018 | Ausstellung | Zürich |
Schweiz CH |
Dominique von Burg |
Isabelle Krieg |