Game of Drones

James Bridle · Drone Shadow, 2012, Istanbul, Courtesy booktwo.org

James Bridle · Drone Shadow, 2012, Istanbul, Courtesy booktwo.org

Game of Drones, 2019, Ausstellungsansicht Zeppelin Museum. Foto: Tretter

Game of Drones, 2019, Ausstellungsansicht Zeppelin Museum. Foto: Tretter

Hinweis

Game of Drones

Friedrichshafen — Eine sinistre weisse Silhouette scheint über den Platz vor dem Gebäude zu huschen und lässt ahnen, dass Drohnen in ihrem Kern kein Spielzeug sind. ‹Game of Drones› heisst mehrdeutig die auch militärhistorisch interessante, interdisziplinär aufgebaute Ausstellung im Zeppelin Museum. Die erwähnte Silhouette ist ein massstabgetreuer ‹Drone Shadow› von James Bridle (*1980, London), der mit diesen Umrissen Drohnen sichtbar macht, die selbst meist im Verborgenen agieren, mit Kameras und Sensoren vom Himmel spähen und unseren Alltag zunehmend bestimmen. Geradezu handgestrickt muten dagegen die ersten Luftaufklärungen mit dem Steiff-‹Roloplan› an. Der Ausstellungssaal ist dunkel und blau, mit Pixeln nachempfundenen Inseln; die Texte leuchten aus Tablets auf. Von der Decke hängen Originale, man blickt unwillkürlich nach oben. Zur Frage, wie wir uns denn gegen diesen allumfassenden Blick von oben schützen können, bietet Adam Harvey zusammen mit der Modedesignerin Johanna Bloomfield und der ‹Stealth Wear (Anti Drone Fashion)› einen durch islamische Modetraditionen inspirierten Fingerzeig. Die französische Armée de l’Air setzt zur Drohnenabwehr eigens dafür trainierte Adler ein; umgekehrt trägt eine potenziell tödliche Kleinstdrohne den harmlosen Namen ‹Hummingbird› (Kolibri). Martha Rosler (*1943, New York) geht in ihrer raumfüllenden Installation ‹Theater of Drones› den unter Obama intensivierten militärischen Einsätzen von Drohnen nach, deren Opfern Anohni (*1971, Chichester) im bedrückenden Video ‹Drone Bomb Me› eine Stimme gibt. Im Gegensatz dazu nimmt Raphaela Vogel (*1988, Nürnberg) in ‹Prophecy› das Fluggerät als selbständig agierende/n Tanzpartner/in in ihrer Videoarbeit aus weich fliessenden Bildern und schroffer Musik wahr. Ignacio Acosta lädt mit ‹Litte ja Goabddá (Drones and Drums) das kühle technische Gerät animistisch auf und setzt es als Widerstandssymbol der Sami gegen ein Bergbauprojekt in Gállak (Nordschweden) ein. So männlich die Drohne meist konotiert ist, so weiblich ist das museumseigene Exemplar. Die leicht verpeilte Quadrocopterin ‹Claire› ist Teil des Teams, schwebt gerne herum («Flug anmelden? Bei wem?»), linst ungefragt durch Bürofenster und erscheint zu spät an Sitzungen, wo sie dann bei der Landung prompt die Papiere vom Tisch fegt. Wer ihren Abenteuern auf Instagram folgen möchte: @drohneclaire. Und falls ihr Schatten an Ihnen vorbeihuscht: freundlich winken.

Bis 
03.11.2019
Institutionen Land Ort
Zeppelin Museum Deutschland Friedrichshafen
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Game of Drones 07.06.201903.11.2019 Ausstellung Friedrichshafen
Deutschland
DE

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