Shopping Center

Einweihung des Shoppingcenters Spreitenbach, 1970. Foto: Shoppi Tivoli Management AG

Einweihung des Shoppingcenters Spreitenbach, 1970. Foto: Shoppi Tivoli Management AG

Einkaufszentrum Letzipark, Zürich, 2018. Foto: David Jäggi

Einkaufszentrum Letzipark, Zürich, 2018. Foto: David Jäggi

Hinweis

Shopping Center

Kriens — Wann entsteht ein neuer Blick auf etwas wie ein Einkaufszentrum, das allen vertraut ist und als gegeben scheint? Vielleicht genau dann, wenn sein Fortbestehen ungewiss wird. Und die Zeichen dafür sind sichtbar: So dokumentierte der Designer David Jäggi jüngst die ‹Schönsten Einkaufszentren der Schweiz› in einem Buch, das sich in Titel und Gestaltung an die Publikationen des Schweizer Heimatschutzes anlehnt. Medien berichten über die zahlreichen brachliegenden Shopping Malls in den USA. Und nun widmet das Museum im Bellpark dem Shoppingcenter eine Ausstellung. Es hätte einer historisierenden Darstellung entsprochen, mit einem chronologisch und thematisch geordneten Rundgang das Thema zu präsentieren: angefangen bei der Euphorie der sechziger Jahre, in denen das Shoppingcenter den neuen, von Mobilität und Konsum geprägten Lebensstil verkörperte; weiter zur aufkommenden Kritik an der Zerstörung der Umwelt in den Siebzigerjahren; und schliesslich zum revisionistischen Blick der Gegenwart, den beispielsweise die Fotoarbeit zu Spreitenbach von Goran Calić einnimmt. Doch der Ausstellung geht es weder um eine Nachzeichnung der Geschichte noch darum, eine These für die Zukunft zu postulieren. Vielmehr brechen die Fragen aus dem Zusammentreffen der genannten Themen auf. Welche Rolle spielen die Einkaufszentren als halböffentliche Räume? Interessieren sie als Architekturaufgabe? Und nicht zuletzt: Was passiert, wenn in ihnen nicht mehr eingekauft wird? Werden sie dann zu «Museen der Dinge und Marken»? Dass Shoppingcenter eine grosse Nähe zu Museen aufweisen, macht die Ausstellung ‹Shopping Center. Zur Zukunft des modernen Marktplatzes› mit zahlreichen über das ganze Haus verteilten Archivbildern von Warendisplays aus den Beständen von Migros und Coop sowie den fotografierten Innenräumen von David Jäggi deutlich. Die Gestaltung ist faszinierend und abschreckend zugleich, zielt sie doch darauf ab, das Verhalten der Konsumierenden zu steuern und zu kontrollieren. Für die Zukunft, sagen gewisse Stimmen, strebe man danach, den Shoppingcentern die Aura von Kunstmuseen zu verleihen, Stichwort «Art Priming». Der Leiter des Museums im Bellpark, Hilar Stadler, träumt indessen unverhohlen vom Museum in der Shoppingbrache. Und wer weiss, vielleicht sind jetzt tatsächlich nach den umgenutzten Industriehallen die Einkaufszentren an der Reihe. 

Bis 
10.11.2019

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