Dieter Hall

Dieter Hall · Porträt Daniel Schmid, 1998,
160x96 cm, Öl auf Leinwand ©ProLitteris.
Foto: Christian Schwarz

Dieter Hall · Porträt Daniel Schmid, 1998,
160x96 cm, Öl auf Leinwand ©ProLitteris.
Foto: Christian Schwarz

Dieter Hall · Stuhl und rote Lederjacke, 2007, 135x95 cm, Öl auf Leinwand ©ProLitteris. Foto: Christian Schwarz

Dieter Hall · Stuhl und rote Lederjacke, 2007, 135x95 cm, Öl auf Leinwand ©ProLitteris. Foto: Christian Schwarz

Hinweis

Dieter Hall

Ein altes Paar, das händchenhaltend durch die Strassen seines Quartiers wackelt, gerinnt in der Vorstellung von Dieter Hall (*1955, Zürich) zu einer figurativen Komposition von zwei zerbeulten, mit Farbe bekleckerten Metallbüchsen. Mit zwei Schnüren aneinandergekoppelt steht ‹The old couple›, 1996, verloren, fast mitleiderregend auf dem Trottoir an einer Hausmauer. Andernorts sieht man ein Rotkehlchen auf einer Türklinke hocken oder den Filmer Daniel Schmid, 1998, in Frontalansicht, nachdenklich auf einem Sofa sitzend. Einfühlsam porträtiert, zeigt ihn Hall schon von seiner Krankheit gezeichnet. Vor sich hat Schmid ein Notizbuch liegen und an der Wand hängt ein japanischer Holzschnitt, der zwei maskierte Schauspieler des Nô-Theaters darstellt. Der Holzschnitt spielt auf Halls Verwendung von japanisierenden Stilmitteln an, so den ungezwungenen Umgang mit der Bildfläche, die Darstellung ohne Hintergrundtiefe, die ungewöhnlichen Perspektiven, die angeschnittenen Motive oder die schmalen Hochformate.
Hall malt einfache Dinge, die er in schlichten Kompositionen wiedergibt. Diese leben von leuchtenden Pastellfarben und von kräftigen, manchmal pastösen Pinselstrichen, was den Gemälden eine grosse, mit Empathie erfüllte Sinnlichkeit verleiht. Seit seinen malerischen Anfängen - 1981, noch während seines Kunstgeschichtestudiums - pflegt Hall als Autodidakt eine unakademische Bildsprache, die er während fast drei Jahrzehnten in New York entwickelt hatte. Mit Skizzenblock und Fotoapparat geht er auf Motivsuche, arrangiert auch Objekte zu Kompositionen, um sie sodann abzulichten. Die Motive verfremdet er durch eine bewusst eingesetzte, reduzierende Formensprache mit vielfach unscharfen Konturen und monochromen Hintergründen. Die in den neuen Räumen der Rüegg-Stiftung präsentierten Bilder korrespondieren mit Werken des Stiftungsgründers Albert Rüegg (1902-1986) aus den Sechziger- und Siebzigerjahren. Rüegg hatte in Zürich eine Grafikerlehre sowie in München eine Ausbildung an der staatlichen Hochschule für angewandte Kunst absolviert und ist stark von den deutschen Expressionisten beeinflusst. Obwohl die Künstler beide in klassischen kunsthistorischen Gattungen arbeiten, haben sie ihre Bildfindungen eigenständig, nach rein subjektiven Kriterien und Empfindungen entwickelt.

Bis 
07.11.2014

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