Daniel Roth bei Meyer Riegger
Fünf Jahre ist es her, als Jochen Meyer und Thomas Riegger gemeinsam als Galeristen starteten. Mittlerweile zu einer internationalen Institution herangewachsen, halten sie ihrer Stadt und vor allem den Künstlern die Treue. Einer ihrer profiliertesten Künstlerpartner ist Daniel Roth (*1969), der zum Jubiläum auf doppelter Ausstellungsfläche in renovierten Räumen zu einer Weltreise mit ungewissem Ausgang lädt.
Daniel Roth bei Meyer Riegger
Ausgangspunkt ist eine Art Schreibtisch aus Eternit. Er steht im vorderen Raum der Galerie und in einem imaginären Verhältnis zum Schatzhauser Wald und einem unsichtbaren Glasmännlein (aus dem Schwarzwaldmärchen «Das kalte Herz»). Dieses benutzte den Tisch im dunklen Tannenwald, um Kontakt mit einem in Polen verschwundenen Schiff aufzunehmen. Hierbei helfen dem «Gnom aus Glas» eine in die Schreibtischoberfläche eingelassene Zeichnung und spezielle Wettzettel für dänische Pferderennbahnen, um zu dem besagten Schiffswrack eine telepathische Verbindung aufzunehmen. Die Reise führt den Besucher durch die hinteren Galerieräume. Entlang einer realen Flusslandschaft, welche kurz in Form eines Fotos auftaucht, schildert eine filmische Abfolge von Bildern und Zeichnungen eine Entdeckungsreise. Schliesslich gelangt der Besucher in ein dunkles Haus. Hier tastet er sich mittels gerahmter Prints von Räumen (mit einer Infrarot-Kamera fotografiert) durch die verschiedenen Etagen, bis ein Architekturmodell sichtbar wird. Dieses Modell zeigt den angeblichen Neubau der polnischen Versicherungsgesellschaft «Pzu». Im Innern des Modells führt eine Holztreppe abwärts in tiefer liegende Etagen. An einer Wand dieser Räume kleben kleine Abbildungen eines im Fluss gesunkenen Schiffes. Das Schiffswrack steht in Zusammenhang mit der von Roth im Mai gezeigten Ausstellung bei Maccarone Inc. in New York. Dort wurden von der Ford Foundation Unterwasserpflanzen gezüchtet, welche Schiffe nachts von ihrem Kurs abbringen.
Es gehört zu den Qualitäten des Traumreisenden Daniel Roth, seine Bilder und Räume derart plastisch zu gestalten, dass bei allem Flüchtigen und Zartem seiner Zeichnungen, Bilder oder Installationen eine faszinierende surreale Sogwirkung entsteht. Diese verbindet psychisch (sprachlich-narrativ) und physisch (räumlich-ortsbezogen) fremde Welten, wie es nur Märchen können, die aus einer anderen Zeit mit dem Zauber des Unsterblichen behaftet sind. Souverän wechselt Roth zwischen Materialien und Erzählebenen und belässt den Besucher im vagen über die wahren Hintergründe seiner verschlungenen Mikrokosmen, auch wenn er die Machart seiner Kunst klar wie kaum ein anderer offen legt. Zur irrationalen, unterhaltenden Grundstimmung gesellt sich aber auch Unbehagen: Es ist mitunter schwer, aus seinen Gängen, Tunneln, Räumen und Landschaften wieder herauszufinden. Gerade wenn die Orte von einer schlichten, aber hinreissenden Überzeugung sind wie die neuen alten Galerieräume bei Meyer Riegger.
Institutionen | Land | Ort |
---|---|---|
Meyer Riegger | Deutschland | Karlsruhe |
Gregor Jansen |
Daniel Roth |