Andrea Heller bei Hubert Bächler
Mit elementaren Materialien und einfachen Techniken schafft Andrea Heller vieldeutige und kindlich verspielte Bildwelten, die auf dem Humus des allgemeinen Bildgedächtnisses zum Blühen gebracht werden.
Andrea Heller bei Hubert Bächler
An einem Deckenbalken des Galerieraums klebt ein tiefschwarzes biomorphes Ding. Es scheint dem «Chamber of Secrets» von Harry Potter entstiegen zu sein und auf die Besucher zu lauern. Doch beschaffen ist das gefährlich aussehende Wesen aus kuscheligen, wollenen Pompons. Dieses Objekt ist charakteristisch für die Arbeitsweise der Zürcher Künstlerin Andrea Heller (*1975). Obwohl ihre multimedialen Arbeiten vieldeutig und facettenreich daher kommen, scheinen sie entweder assoziativ oder durch strukturelle und motivische Elemente miteinander verbunden. Denn abgesehen davon, dass die Pompon-Kreatur an der Decke seltsam belebt wirkt, korrespondiert sie mit den dreidimensional wirkenden Strukturen in den Zeichnungen. So scheinen die grossformatigen Darstellungen von verkohlten Holzstücken oder von Gesteinsformationen beim Nähertreten direkt in den Raum zu greifen. Man erkennt die horizontal geschichteten Strukturen, die mit Bleistift und schwarzer Tusche gezeichnet, gesprayt und planlos, wie die Künstlerin betont, entwickelt sind. Die Technik mit der auf Schwarz-, Dunkelgrau- und Brauntöne reduzierten Palette tut ein Übriges, um die Konfigurationen als Reliefs erscheinen zu lassen.
Die Verwirrung mit den Dimensionen hat System, so beispielweise wenn Heller einen Tannenwald oder einen Ast als Scherenschnitt ausführt und diesen mit Tusche bemalt und in gerahmten Glaskästchen wie ein Objekt präsentiert.
Inspirieren lässt sich Andrea Heller oft aus Zeitungsbildern. Diese sampelt sie zu humoristischen Collagen, wie die Bilder von überzüchteten Tieren, die zu den «Stadtmusikanten heute» gruppiert sind. Oder sie weist auf die Abstrusität des Abgebildeten hin, so auf der Fotografie eines auf lächerliche Weise zurechtgestutzten Buchsbaumes, der sie sehr wohl zu den Pompons inspiriert haben könnte. Immer wieder reichert sie die Fotografien mit ihrer eigenen inneren Bildwelt an, die formal und auch inhatlich recht kindlich anmutet. Neben Tieren, Blumen, Pflanzen und Bäumen, die sich die Hände reichen, ist diese Welt von gespensterartigen Sackgesichtern, putzigen Katzenmenschen - die auch Teufelchen sein könnten - und spielenden Kindern bevölkert. Trotz der einfachen Bildsprache bleibt die Interpretation ein bewusst offenes und ungewisses Feld. Davon sprechen geradezu leitmotivisch die Blätter mit den unter einer Decke steckenden Kindern, von deren Treiben nur schwerlich etwas zu erahnen ist. Ihre Erscheinung als Gesamtheit ist etwa dem von Saint-Exupéry gezeichneten Hut vergleichbar, der auch nicht nahelegt, dass es sich dabei um eine Boa handelt, die im Begriff ist, einen Elefanten zu verdauen. Einige Werke bleiben im Rahmen einer Gruppenausstellung hängen.
Dominique von Burg |
Andrea Heller |