«Performance in Progress» im Haus für Kunst Uri

Victorine Müller · Performance «Narwal», 20.10.2006, Courtesy V. Müller,
Foto: Michael Lio

Victorine Müller · Performance «Narwal», 20.10.2006, Courtesy V. Müller,
Foto: Michael Lio

Besprechung

Hinter dem Unternehmen «Performance in Progress» steht der Wunsch, über die Problematik der Performance nachzudenken. Als «Original» hat sie nur im zeitlichen Ablauf des Geschehens Bestand. Peter Stohler lud eine Gruppe Performer nach Altdorf ein.

«Performance in Progress» im Haus für Kunst Uri

Victorine Müller (*1961, Zürich) gibt einer feinen, transparenten PVC-Folie die Form eines grossen Narwals und bläst sie mittels eines Gebläses auf, bis das rätselhafte und poetische Tier nach etwa einer halben Stunde im abgedunkelten Raum grün und blau leuchtet. Dazu erzeugt die Bratschistin und Komponistin Charlotte Hug auf ihrem Instrument schwebende Klänge. Regula Michell (*1960, Zürich) und Meret Wandeler (*1967, Zürich) starteten 2004 ihr «Häkelprojekt», mit dem sie nun in Altdorf Station machen. Sie wollen bis 2014 jeden Monat eine zufällige Gruppe Leute mit rosarotem Garn an einem am Ende wohl riesigen deckenartigen Gebilde häkeln lassen. Und Markus Gössi (*1966, Basel) stellt sich für «Alumaster» nackt auf einen roten Teppich, umwickelt sich vollständig mit Alufolie, löst sich wieder aus dieser Verpuppung und verharrt in der Pose der Freiheitsstatue, während die Alufolie zusammengeknüllt auf dem roten Teppich liegt.

Die Besucher sollen in Altdorf nicht nur mit der für viele immer noch rätselhaften Gattung der Performance konfrontiert werden, sondern auch mit der Frage, was denn post festum noch bleibe. Die Videodokumentation schliessen Stohler und die KünstlerInnen expressis verbis aus: Sie wollen jenen, die das Geschehen nicht live verfolgten, nicht die Illusion des Dabeiseins verschaffen. Was bleibt dann? Das transparente Tier, die Häkeldecke, der Knäuel Alufolie? Besser wohl die persönliche Erinnerung an ein für jeden Besucher anderes Erlebnis, in dem sich das, was die Performance vorgibt, mit eigenen Emotionen oder Geschichten verbindet. Die Ausstellung, deren Thematik Anfang November in einem Podiumsgespräch unter Fachleuten vertieft wurde, ist über das Gastspiel der Performer hinaus ein Plädoyer für eine Kunstform, die mehr als andere von den Besuchern die Bereitschaft verlangt, sich auf Unbekanntes einzulassen.

Zur Ausstellung liegen auch Bücher auf und es wird der Film von Marc Schwarz über «LIVE-ART, Performance und Aktionen» in Peter Märklis Schulanlage «Im Birch» in Zürich, 2004, gezeigt. Des Weiteren ist ein Video über das erfolgreiche Projekt der Kunstpädagogin Lotti Etter zu sehen, die mit Altdorfer Kindern einen Workshop über Performance durchführte: Die Dreizehnjährigen legten sich mit Lust ins Zeug.

Bis 
16.12.2006

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