Stefan Gritsch
Seit über zwanzig Jahren konzentriert sich Stefan Gritsch auf die materiellen Bedingungen der Malerei. Nun legen Werke aus den Beständen der Sammlung von Peter und Elisabeth Bosshard beredtes Zeugnis von Gritschs vielfältigen Beobachtungen und Experimenten ab.
Stefan Gritsch
Unermüdlich spürt Stefan Gritsch (*1951 in Bern, lebt und arbeitet in Lenzburg) der Natur der Farbe nach und verhilft ihr zur grösstmöglichen Entfaltung. So kann diese ein Eigenleben entwickeln und ist einzig auf sich selbst bezogen. Sei es, dass Gritsch die Oberflächenbeschaffenheit der Farbe auf verschiedenen Bildträgern auslotet, sei es, dass er die Farbe in Schichten zu Objekten konkretisiert oder in Negativformen giesst. Bald erzeugt er aus wiederverwerteten Schnitt- oder Gussresten Farbbrocken, bald schleift er die Farbtafeln derart glänzend glatt, dass man sich darin erkennen kann.
Die Serie «Mémoires des formes», 1983-85, eine Serie von 1225 chronologisch geordneten Formen, gewährt einen anschaulichen Zugang zu Gritschs zeichnerischem Werk. Auf rot-blau-gelb gestricheltem Hintergrund scheinen amorphe, weiss konturierte, zum Teil amöbenartige Formen zu schweben. Diese biomorphen Gebilde gehen auf Beobachtungen aus der Natur zurück, die er in kleinen Skizzen während Spaziergängen festhält, um sie dann in seine eigene, äusserst reduzierte Zeichensprache zu übersetzen. Mitunter geraten Gritschs Bilder in die Nähe der konkreten Kunst und wenn sie ganz kleinteilig angelegt sind, nehmen sie einen textilen Charakter an. Einen poetischen Touch erhalten Werke, deren Farbe partiell abgerissen ist, wodurch der Eindruck von Landschaften und Ländereien entsteht. So wenn auf einer weissen Grundierung eine unregelmässige Form ausgeschabt ist und darunter die gewobene Struktur der Leinwand hervorkommt.
Mit Vorliebe und kindlich anmutender Selbstvergessenheit knetet Gritsch Acrylfarben ineinander, schichtet und modelliert sie zu Objekten, die er nach einem lange andauernden Trocknungsvorgang entweder aufhängt oder auf Palettischen auslegt. Indem er mit Draht umwickelte Acrylblöcke an die Wand hängt, nimmt die Farbe gleichzeitig Gestalt als Malerei und Bildträger an und lässt Tiefe entstehen. Auftakt der chronologisch aufgebauten Schau bilden die Zeichnungen aus den Achtzigerjahren, dann folgen die strukturierten Tafelbilder der Neunzigerjahre und schliesslich die reinen Farbkörper. Im hellen, luftigen Oberlichtsaal kommt die Leichtigkeit der Werke wunderbar zur Geltung und macht dem Betrachter das subtile Oeuvre von Gritsch bewusst - auch wenn die Ausstellung mitunter etwas akademisch daherkommt.
Kunst(Zeug)Haus Rapperswil-Jona, bis 4.1.
Graphische Sammlung der ETH Zürich, bis 16.1.
Accrochage, Galerie Mark Müller, Zürich, bis 20.12.
Institutionen | Land | Ort |
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Galerie Mark Müller | Schweiz | Zürich |
Graphische Sammlung ETH | Schweiz | Zürich |
Kunst(Zeug)Haus | Schweiz | Rapperswil-Jona |
Dominique von Burg |
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