Sylvie Fleury
Sylvie Fleury
Uster — Vor über dreissig Jahren stellte Sylvie Fleury in einer Galerie in Nizza Einkaufstaschen aus, die augenzwinkernd an die Kuben der Minimal Art erinnerten. Aneignungen dieser Art begleiten die Arbeit der Genfer Künstlerin bis heute. Auch der Titel ‹Double Positive› ihrer derzeitigen Installation, die in der jüngst eröffneten Bechtler Stiftung im Zellweger Park in Uster zu sehen ist, folgt dieser Tradition: Er ist ein Kommentar auf Michael Heizers ikonische Arbeit ‹Double Negative›, die dieser 1969 in der Wüste von Nevada aushob. Mit ‹The City› hat der «Land Artist» diesen Sommer eine weiteres Werk im Niemandsland des amerikanischen Westens nach fünfzig Jahren Bearbeitung für vollendet erklärt – die Besichtigung ist limitiert und kostspielig. Fleury hingegen gibt sich in Uster zugänglich und offen: Im Bechtler’schen Privatmuseum zeigt sie ihre bisher privateste Ausstellung. Dazu hat sie ihr persönliches Archiv geöffnet und ihre einstige Garderobe nach Uster ausgeliehen. Die mit den exklusiven Kleidungsstücken von Vivienne Westwood, Thierry Mugler, Chanel, Alaïa etc. verbundenen Erinnerungen bleiben den Besucher:innen allerdings verborgen.
Doch auch für das Publikum gibt es hier Momente, die sich intimer gestalten als mancher bisherige Ausstellungsbesuch. Während im Hauptraum der Bechtler Stiftung Walter de Marias am Boden ausgelegte 2000 Vielecke in respektvoller Distanz umkreist werden, ist man bei Fleury eingeladen, sich einen eigenen Weg durch die vergoldeten Supermarktkleiderständer – ähnlich angeordnet wie de Marias weisse Gipsfiguren – zu suchen.
Die von Niels Olsen und Fred Fischli kura-tierte Schau spielt mit der Distanz der Besucher:innen und der Nähe zur Kunst: Im Vorfeld der Installation liessen sie von einer Stylistin und einem Modefotografen Stücke aus Fleurys privater Sammlung in surreal anmutenden Aufnahmen inszenieren. Das Fotomodell trägt wie auf einem Set von ‹Star-Wars› einen transparenten Bodysuit unter Vivienne Westwood, Walter de Marias ‹2000 Sculpture› bildet die Kulisse, die Fenster der neuen Ausstellungsräume rahmen die Ansicht.
Findet hier eine Kannibalisierung von Kunst statt, zumindest für einen Moment? Spielt die Geschichte der Textilindustrie auf dem Zellweger-Areal mit? Oder stellt sich alles quer zur Minimal Art und wird Kommerz? Die Begleitpublikation zu ‹Double Positive› jedenfalls ist ein handlicher Produktkatalog mit Bildern, die auch einzeln in Serien von Lithografien im Format 70 x 100 cm käuflich sind. Konsum muss nicht zwingend exklusiv sein.
Institutionen | Land | Ort |
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Bechtler Stiftung | Schweiz | Uster |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
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Double Positive — Sylvie Fleury | 08.10.2022 – 02.04.2023 | Ausstellung | Uster |
Schweiz CH |
Sabine v. Fischer |
Sylvie Fleury |