Catherine Sullivan und Daria Martin in der Kunsthalle
Die beiden Künstlerinnen Catherine Sullivan und Daria Martin stammen aus Kalifornien. Während Sullivan mit den Mitteln des Theaters arbeitet und Theaterstücke für den Kunstkontext transformiert, zelebriert Daria Martin in ihren Filmen eine ausgeklügelt choreographierte, künstliche Welt.
Catherine Sullivan und Daria Martin in der Kunsthalle
Die Figuren in den Videofilmen von Catherine Sullivan (*1968) fallen durch übermässig theatralisches, exaltiertes Verhalten auf. Zuweilen scheinen die handelnden Personen der Stummfilmzeit entstiegen zu sein. So sieht man in «Big Hunt», 2002, einen Mann seinen Revolver auf zwei Frauen richten, die ihn aber nicht zu registrieren scheinen, und in «Little Hunt», ebenfalls 2002, eine Frau mit geschultertem Gewehr im Stechschritt einen Tennisplatz durchqueren. Zusammen mit Schauspielern inszeniert Catherine Sullivan dramatische Textstücke neu, indem sie diese mit vielfältigen Referenzen auflädt. Dramaturgisch an das Theater angelehnt, werden sie im Kunstkontext als Videofilme und -installationen gezeigt. Dabei interessiert es die ehemalige Schauspielschülerin besonders, wie eine Rolle begriffen, erfasst, dargestellt und wiederum zum Ausdruck gebracht wird.
So speist sich der Videofilm «Ice Floes of Franz Joseph Land», 2004, aus verschiedenen Quellen, die modifiziert und zusammengefügt sind. Er beruht auf der gewaltsamen Geiselnahme während der Aufführung des Musicals «Nord-Ost» durch Tschetschenen in der Moskauer Oper am 23. Oktober 2002. Diesem etwas chauvinistischen Musical liegt die russische Novelle «Zwei Kapitäne» von Veniamin Kaverim zu Grunde, die eine Abenteuerexpedition in die Arktis vor dem Hintergrund der Revolution der Bolschewiken und des Zweiten Weltkriegs schildert. Sullivan filterte aus dem Stoff fünfzig pantomimische Haltungen heraus, die von allen Schauspielern einstudiert wurden. Die Szenen sind auf der Bühne eines polnisch-amerikanischen Veteranenhauses in Chicago gefilmt worden. Mit den eigentümlichen Vasen und Holzschnitten von Alex Kowalczuk sowie einer brunnenähnlichen Skulptur sind die Filmprojektionen zu einem Setting gruppiert. Dieses ist sehr komplex, während der Plot selbst auf choreographierte Bewegungen und Gesichtsausdrücke reduziert ist. Die überzeichneten Gesten sind dabei von langen Einstellungen der einzelnen Filmsequenzen untermalt und lösen oft fast physische Beklemmung aus.
Im Gegensatz zu dieser etwas schweren Kost huldigen die Filme der amerikanischen Künstlerin Daria Martin (*1973) ästhetisierten Traumwelten. Die als Trilogie konzipierten Filme «In the Palace», 2000, «Birds», 2001, und «Closeup Gallery», 2003, ähneln Tableaux vivants modernistischer Kunst. So entdeckt man versteckte Referenzen an das Bauhaus und De Stijl. In «Closeup Gallery» spielen ein Illusionskünstler und seine Assistentin Karten über einem runden Drehtisch mit drei übereinander liegenden Plexiglasplatten. Mit dem Mischen und Verteilen der roten, blauen, schwarzen und grünen Karten auf den Plexiglasplatten disponieren sie suprematistische Kompositionen, welche durch die rotierenden Platten eine futuristische Dimension erhalten. «The Palace» wird von regungslosen Tänzern bewohnt, die in klassischen Posen verharren und in Röhrenkonstruktionen gefangen sind. Dies verstärkt das Statuarische der Figuren, was jedoch durch das Geräusch fallenden Regens und durch billige Kostüme wieder gebrochen wird. Interessiert am Modernismus und seine Ideale gleichzeitig hintertreibend, schafft Daria Martin mit scheinbar unvereinbaren Strategien hybride, künstliche Welten.
Institutionen | Land | Ort |
---|---|---|
Kunsthalle Zürich | Schweiz | Zürich |
Dominique von Burg |
Daria Martin |
Catherine Sullivan |