Helmut Dorner im Kunstmuseum
Das Kunstmuseum Winterthur hat dem deutschen Kunstmaler Helmut Dorner erstmals eine retrospektive Schau gewidmet. Die Ausstellung veranschaulicht wie Dorners Bildthemen um die Grundprobleme der Malerei kreisen.
Helmut Dorner im Kunstmuseum
Helmut Dorner, der hierzulande bisher nur durch eine Ausstellung in der Kunsthalle Bern (1991) vertreten war, ist für die Sammlung des Kunstmuseums Winterthur wichtig. Dieses enthält als einziges Schweizer Museum eine Werkgruppe von Gerhard Richter sowie Werke seiner Schüler Isa Genzken, Thomas Schütte, Pia Fries und Helmut Dorner.
In den Räumen im Anbau des Kunstmuseums hängen kleinformatige, monochrome Bildobjekte, die in dicken Schichten mit dumpfen grün-braunen und rot-braunen Ölfarben gemalt sind, neben spiegelnden Lacktafeln und grossformatigen Plexiglasbildern von einer irisierenden Farbigkeit.
Die pastos gemalten Ölbilder verraten die bildhauerische Herkunft des 53-jährigen Helmut Dorner, der eine Professur an der Kunstakademie Karlsruhe innehat. Die Ölfarben sind in dicken Schichten aufgetragen und mit den Fingern in tiefe Furchen zerpflügt. Auch die Lackbilder aus den Neunzigerjahren sind von verschiedenen Schichten in dumpfer Farbigkeit überzogen. Die Oberflächen der Lacktafeln sind lediglich von zögerlichen Ölakzenten, vereinzelten Linien und phasenweise regelmässig gesetzten Punkten belebt. Selbst in den Aquarellen arbeitet Dorner mit Schichtungen von Farblasuren, die für das Medium untypisch sind, oder er kombiniert aquarellierte Passagen mit Schriftzeichen, Codes und fragmentartigen Schriften. Dagegen ist der milchig-transparente Bildgrund der Plexiglaskästen in geradezu barocker Manier von Lackpfützen und -strömen bedeckt und von filigranen Adern durchpulst. Hier trägt Dorner die Farbe mal fliessend, mal tropfenweise auf, lässt die Farbflecken sich vermischen und sich ausdehnen und erzeugt durch gestische Eingriffe unterschiedliche Oberflächen. Zum Beispiel meint man in "Narrenschiff traurig", 2003, das taumelnde Schlingern eines "Bâteau ivre", wie es ARTHUR RIMBAU deliriert hatte, mitverfolgen zu können, oder in "Spring-open", 2005, glaubt man in Lacktümpeln schillernde Insekten zu erkennen. Immer wieder bricht das Licht als zentrales Element in Dorners Malerei ein. Von den dicken Ölschichten wird es absorbiert, von den glatten Lacktafeln unmittelbar zurückgeworfen.
Indem Dorner breite Keilrahmen und neuerdings Plexiglasboxen verwendet, die zum Teil abgestuft sind, wird die Körperhaftigkeit der Bilder in ihrer Distanz zur Wand akzentuiert. Damit schaffen die Bilder nicht nur Raum; es wird gleichzeitig auch die illusionäre Möglichkeit der Malerei negiert.
In den Räumen sind die Bilder vielfach zu Ensembles gruppiert, so dass gewisse Tafeln einander kommentieren oder miteinander korrespondieren, während andere wiederum polare Spannungen erzeugen. Die Zusammenhänge, die in diesen Bildern immer wieder aufleuchten, lassen es konsequent erscheinen, dass der letzte Raum, der einem offenen Farbauftrag gewidmet ist, auf den ersten zu antworten scheint.
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