Marc-Antoine Fehr bei Thomas Ammann Fine Art
Neue grossformatige Gemälde und eine Serie mit Gouachen werfen einen Blick auf Marc-Antoine Fehrs eigene Bildwelt. Am Anfang jedes Bildes stehen nahe liegende Landschaften und Räume, deren unmittelbare Realität Schicht um Schicht transzendiert wird.
Marc-Antoine Fehr bei Thomas Ammann Fine Art
Es ist eine stille Welt, die in den Porträts, Intérieurs und Landschaften von Marc-Antoine Fehr herrscht, die gegenwärtig in den herrschaftlichen Räumen an der Restelbergstrasse ausgestellt sind. Das grossformatige Gemälde "Ciel à Pressy" ist sehr charakteristisch für Marc-Antoine Fehrs (*1953, Zürich) phantastisch-surreale Bildwelt, die sich an Formulierungen orientiert, die bis ins frühe 19. Jahrhundert zurückreichen. Die burgundische Landschaft seiner Wahlheimat (Pressy-sous-Dondin) liegt unter sich zusammendräuenden, schwarzen Gewitterwolken und ist in dramatische Lichtspiele getaucht. Das wunderbar-traumhafte Bild mit dunkelblauen Tonstufen führt mit Anspielungen auf die Zeit der Romantik ein zwielichtiges Leben, das ins Dunkle und Geheimnisvolle versinkt und daher auch einem inneren Bild entspricht. Dagegen ist in "Vevey", 2005, die Ansicht eines kleinen Kanals in sommerlicher Nachmittagsruhe sehr naturalistisch dargestellt und wirkt heiter und luftig. Das Flüsschen in dem von Baumalleen flankierten Kanal mündet im Hintergrund in den Genfersee. Im Vordergrund ist die undeutliche Gestalt eines Mannes wahrnehmbar, der über einen Steg schreitet und ganz in sich versunken zu sein scheint.
Auch die Menschen in den Intérieurs wirken sehr in sich gekehrt und sind schlafend oder träumend dargestellt, so etwa der sinnierende "Jean-Christophe à la cigarette", 2005, oder die auf einem Sofa liegende "Ruth endormie II", 2003. Das "Selbstporträt mit Rita", 2005, zeigt den Maler schlafend auf einem abgenützten Klinkerboden liegen neben seinem Schäferhund, der alle viere von sich streckt. Die Figuren scheinen vom tiefbraunen Hintergrund fast aufgesogen, ja in ihn hinein verwoben zu sein und zeigen sich somit ganz in ihre Innenwelt versunken. Sie sind physisch, sinnlich präsent und gleichzeitig abwesend. Dieses gleichzeitige da sein und fern sein kann als ein Grundzug in Fehrs Malerei angesehen werden.
Während die Auseinandersetzung mit figurativer Kunst für Fehr seit seinen Anfängen als Maler selbstverständlich war, liebäugelt er in den Gouachen "Untitled", 2005, mit der Abstraktion. Motivischer Ausgangspunkt ist eine alte Mühle, die sich in der Nähe seines Hauses befindet und die ihn ungemein fasziniert. Schon seit längerem hält er verschiedene Ansichten dieses Baus fest und lässt sie zu einer Serie zusammenwachsen. Mit feinen Pinselstrichen und zum Teil starken Kontrasten bildet er skizzenhaft das alte Gemäuer, die Stimmung eines Feuers in einem hohen Cheminée oder ein hoch liegendes Kellerfenster ab und tastet so die Geheimnisse der Mühle aus. Oft greifen verschiedene Perspektiven ineinander über und "verschiedenste Ebenen und Objekte" geraten in ein "Verwirrspiel", wie Jean-Christophe Bailly im Katalog zu Recht schreibt. Auffallend oft sind Türen und offene Durchgänge dargestellt, durch die das hereinströmende Licht wie ein geheimnisvolles Versprechen dringt. Damit gemahnen diese Blätter wiederum an Fehrs visionäre Gemälde aus den frühen achtziger Jahren.
Institutionen | Land | Ort |
---|---|---|
Ammann Fine Art | Schweiz | Zürich |
Dominique von Burg |
Marc-Antoine Fehr |