Valentin Carron in der Kunsthalle
Valentin Carron in der Kunsthalle
In der chinesischen Stadt Dafen kopieren Auftragsmaler am Fliessband Gemälde der berühmtesten Impressionisten und Expressionisten, aber auch alter Meister - für einen Dumpingpreis von 5 Franken pro Stück. Nicht, dass Valentin Carron denselben Geschäftssinn und Eifer als Kopist antreiben würde, doch auch er schöpft aus dem Fundus der Kunstgeschichte, imitiert, appropriiert mit Ironie und Hintersinn und löst Dinge aus ihrem gewohnten Kontext. Gleichzeitig jongliert er mit Klischees aus seiner Walliser Lebenswelt. 1977 in Martigny geboren, lebte er lange in der Nähe der touristisch bedeutenden Fondation Gianadda. Die Vermarktung von Kunst muss ihm auf der Seele brennen, jedenfalls provozieren seine üblen Verschnitte von Sammlungstücken wie «Captain Legacy», «Trikorn», «Casanova», «Terror Belli, Decus Pacis», die alle 2006 in alter Pop-Art-Strategie aus Styropor, Fiberglas, Kunstharz Acryl gefertigt sind. Mit den schwarz bemalten Balken eines Chalets nimmt Carron heimatliches Ambiente aufs Korn, das auf überdimensionale christliche Kunststoffkreuze prallt und so ein Symbol des christlich-abendländischen Kulturraums mit einer Referenz an die Minimal Art überlagert. Dann schlägt Carron den Bogen zu filigranen Plagiaten von Giacometti-Skulpturen, lässt den schreitenden Mann eine vulgäre Geste machen. Von seinem feinen Gespür für machtvolle Architekturgesten zeugt die Installation eines unmöglichen Baus: ein dreieckiger, fensterloser Bunker, dessen Gipsplatten grob verputzt sind und allerlei unangenehme Assoziationen auslösen. Aus seinem Inneren ertönt jede Viertelstunde eine glockenspielartige Melodie, welche die Hymne der französischen Résistancekämpfer aufnimmt.
Allerorten spürt Carron weltweite Machtzusammenhänge auf und kritisiert die trashige Heidiwelt, um gleichzeitig den grundlegenden Diskurs um Autorschaft, künstlerische Eigenständigkeit und Originalität weiterzuführen. Katalog.
Institutionen | Land | Ort |
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Kunsthalle Zürich | Schweiz | Zürich |
Dominique von Burg |
Valentin Carron |