Zeichnungen von Mario Merz im Kunstmuseum
Zeichnungen von Mario Merz im Kunstmuseum
Ungemein frisch und präsent wirken die virtuosen Zeichnungen von Mario Merz (*1925-2003), einem der wichtigsten Vertreter der Arte Povera. Die chronologisch aufgebaute Ausstellung macht deutlich, dass die Zeichnungen dem Künstler nicht nur als Entwurf, als «prima Idea» für seine Leucht- und Iglu-Skulpturen und seine Malereien dienten, sondern in ihrem gestalterischen Reichtum ein eigenständiges Werk darstellen. So finden sich nicht allein Zeichnungen im engeren Sinn, sondern Collagen und farbige Arbeiten in verschiedenen Materialien. Merz sah das Kunstwerk als offenen Entwurf. Bis zuletzt bewahrte er die Zeichnungen sorgfältig auf. Zum Glück gelangt nun ein beträchtlicher Teil aus dem Nachlass des Künstlers ans Licht der Öffentlichkeit. Schon im Gefängnis, 1944, begann Merz zu zeichnen. Damals war er als Mitglied einer antifaschistischen Widerstandsgruppe in Turin interniert. Nach dem Krieg begann er als Autodidakt mit dem Zeichnen und dem Malen in der Natur. Ende der fünfziger Jahre zog er mit seiner Frau Marisa ins Berner Oberland, wo er naturnahe Zeichnungen und Bilder anfertigte.
Von nun an begleiteten die Zeichnungen sein Werk bis zuletzt. Immer wieder taucht darin die Spirale auf, ein Symbol für die Weiterentwicklung des Lebens. Merz hat diese auf der Fibonacci-Zahlenreihe basierende Form genutzt, um natürliche und soziale Wachstumsprozesse darzustellen. Ein weiteres Markenzeichen von Merz ist das Iglu, das nicht nur auf den Einklang mit der Natur, sondern auch auf die nomadische Existenz des Künstlers verweist; erstaunliche Metapher für einen Menschen, der seinen Lebensraum zwischen Turin und Mailand nur ungern länger verliess. Mit Katalog.
Dominique von Burg |
Mario Merz |