Rebecca Horn

Rebecca Horn · Hauchkörper, 2017
© ProLitteris. Foto: Gunter Lepkowski

Rebecca Horn · Hauchkörper, 2017
© ProLitteris. Foto: Gunter Lepkowski

Rebecca Horn · Der Schildkrötenseufzerbaum, 1994, Kupferrohre, Kupfertrichter, Sound­equipment, Stahlkonstruktion, Motor, Masse variabel © ProLitteris. Foto: Frank Vinken

Rebecca Horn · Der Schildkrötenseufzerbaum, 1994, Kupferrohre, Kupfertrichter, Sound­equipment, Stahlkonstruktion, Motor, Masse variabel © ProLitteris. Foto: Frank Vinken

Hinweis

Rebecca Horn

Als würde ein feiner Windhauch durchs Schilf streifen, wiegen die verschieden langen, auf ihren Spitzen balancierenden Messingstäbe sich sanft hin und her, asynchron, jeder in eine andere Richtung, ohne sich je zu berühren. Fast scheinen die langen Speere reglos, konzentriert darauf, ihr heikles Gleichgewicht nicht zu verlieren, ein stilles Tänzchen in Zeitlupe, das einer immer ungestillten Sehnsucht nach Berührung Ausdruck verleiht.
Mit ihren poetischen Installationen, Performances und körperbezogenen Skulpturen wurde Rebecca Horn (*1944, Michelstadt) weltberühmt. Die mehrmalige documenta- und Biennale-Teilnehmerin war und ist indes nicht bloss eine einflussreiche Bildhauerin, sondern ebenso Filmemacherin wie Aktionskünstlerin, Zeichnerin, Literatin und Opernbühnenbildnerin. Jetzt erhält sie den Wilhelm-Lehmbruck-Preis 2017 für ihr Lebenswerk, «mit dem sie die Skulptur des 20. und 21. Jahrhunderts massgeblich geprägt hat». Mit Rebecca Horns die Gattungsgrenzen konsequent überschreitenden Arbeiten hatte eine neue Theatralität Einzug ins Museum gehalten. In einer langen Reihe bekannter Kollegen - von Eduardo Chillida und Norbert Kricke bis zu Joseph Beuys und Richard Serra - ist sie nun, nach mehr als fünfzig Jahren, die erste Bildhauerin, die den renommierten Preis erhält. (Der Museums­direktorin und den anderen Lobrednern ist dies ein bisschen peinlich - richtig so.)
In der Gesamtschau in Duisburg wird nun erstmals auch ihre neueste Werkgruppe ‹Hauchkörper›, 2017, gezeigt. Eine der überzeugenderen Positionen der Ausstellung ist - neben älteren Objekten wie dem raumgreifenden ‹Schildkrötenseufzerbaum› ,1994, oder dem ‹Schlangenklavier› ,1995, - allerdings die Raumbox mit den beiden Monitoren, auf denen die Dokumentationen ihrer ganz frühen Performances aus den Sechziger- und Siebzigerjahren laufen, die Body Art Pieces mit Körperverlängerungen auf den Schultern oder dem Kopf, mit Bleistiftmasken, dem grossen Fächer aus weissen Pfauenfedern oder dem am nackten Frauenkörper hochkriechenden schwarzen Schamhaar. Im Innern sind zwei ihrer Spielfilme zu sehen, grandios!
‹Das Schlangenklavier›, in dem eine ­Pfütze Quecksilber in behutsam schaukelnden Bewegung wieder und wieder ihre schönen, giftig schillernden Formen bildet, ist eine der sehr passenden Metaphern für den ewigen Antagonismus im Werk der Künstlerin, den Widerstreit von Schönheit und Gefahr. Beauty and the Beast.

Bis 
02.04.2018
Institutionen Land Ort
Lehmbruck Museum Deutschland Duisburg
Autor/innen
Katja Behrens
Künstler/innen
Rebecca Horn

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