Alfredo Jaar

Alfredo Jaar · Five Women, 2022, gerahmte ­Pigmentdrucke, Scheinwerfer, Recherchematerialien, Ausstellungsansichten Tichy Ocean Foundation © ProLitteris. Foto: Akos Stiller

Alfredo Jaar · Five Women, 2022, gerahmte ­Pigmentdrucke, Scheinwerfer, Recherchematerialien, Ausstellungsansichten Tichy Ocean Foundation © ProLitteris. Foto: Akos Stiller

Alfredo Jaar · Five Women, 2022, gerahmte ­Pigmentdrucke, Scheinwerfer, Recherchematerialien, Ausstellungsansichten Tichy Ocean Foundation © ProLitteris. Foto: Akos Stiller

Alfredo Jaar · Five Women, 2022, gerahmte ­Pigmentdrucke, Scheinwerfer, Recherchematerialien, Ausstellungsansichten Tichy Ocean Foundation © ProLitteris. Foto: Akos Stiller

Hinweis

Alfredo Jaar

Zürich — Was für ein Leben hatten und haben diese Frauen, die durch ihren ungeheuren Mut bestechen? Fünf osteuropäische Aktivistinnen, Journalistinnen und Politikerinnen rückt der renommierte Chilene Alfredo Jaar (*1956) in der Tichy Ocean Foundation buchstäblich ins Rampenlicht. Die uns wohl Bekannteste war Milena Jesenská, eine Freundin von Franz Kafka. Während des Nationalsozialismus ging sie in den Widerstand, wurde von der Gestapo verhaftet und gelangte ins Konzentrations­lager Ravensbrück, wo sie an den Folgen einer Nierenoperation starb. Schrecklich traf das Schicksal auch Milada Horáková, die gegen die nationalsozialistische Diktatur opponierte und später gegen das kommunistische Regime. Des Hochverrats bezichtigt, wurde sie nach einem Schauprozess der ČSSR 1950 hingerichtet. Aktuell engagiert sich die junge polnische Anthropologin Anna Mirga-Kruszelnicka vehement für die Rechte der Roma.
Kleinformatige fotografische Porträts dieser und zweier weiterer Frauen hat Alfredo Jaar im halbdunklen Ausstellungsraum theatralisch inszeniert: 25 Scheinwerfer auf dreifüssigen Stativen muten wie Paparazzi an, welche die Porträtierten in Blitzlichter tauchen. Die Installation ist Teil seines Projekts, hundert bedeutende Frauen institutionell zu präsentieren.
Jaars Porträts kontrastieren mit den verwackelten Fotografien von vornehmlich unbekannten Frauen aus Kyjov, die Miroslav Tichý (1925–2011) mit einer selbst gebastelten Kamera spontan festhielt. Ihnen eignet eine melancholische Poesie, die er noch überhöhte, indem er die Abzüge kolorierte und retouschierte und sie oft in individuell bemalte, handgefertigte Passepartouts einsetzte. Das Werk von Tichý wird dank der Stiftung, die Roman Buxbaum, sein Entdecker, 2005 gründete, bewahrt und seit Eröffnung des Raums in Zürich 2021 regelmässig auch hier ausgestellt. Im Geiste von Tichý baut die Stiftung auf die widerständige Kraft der Kunst.
Alfredo Jaar, der auch als Filmemacher und Architekt tätig ist und sich schon in zahlreichen öffentlichen Interventionen weltweit mit gesellschaftlichen Fragestellungen und Missständen auseinandersetzte, hat zudem jüngst im Badener Bäderquartier eine grosse Neonschrift installiert. In den Abendstunden leuchtet sie noch für kurze Zeit neben den
Heissen Brunnen. ‹Be Afraid of the Enormity
of the Possible› nach dem Zitat des rumänischen Philosophen Emil Cioran preist das Potenzial und die Gefahr des Möglichen. Dies
mag wohl auf die rege Bautätigkeit im Bäderquartier anspielen, meint aber auch das Schöpferische. 

Bis 
23.03.2023

→ Tichy Ocean Foundation, bis 23.3. ↗ www.tichyocean.com
→ Neoninstallation im Bäderquartier, Baden, bis 28.2. ↗ www.baederkultur.ch

Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Five Women — Alfredo Jaar 08.12.202223.03.2023 Ausstellung Zürich
Schweiz
CH
Autor/innen
Dominique von Burg
Künstler/innen
Alfredo Jaar

Werbung