Haut

Rochus Lussi · Spuren, 2013, Pappelholz, ­Farbe, 75 x 50 x 18 cm

Rochus Lussi · Spuren, 2013, Pappelholz, ­Farbe, 75 x 50 x 18 cm

Barbara Hennig Marques · Pain, 2021, HD-Video, 1-Kanal, Mono, 2’24’’

Barbara Hennig Marques · Pain, 2021, HD-Video, 1-Kanal, Mono, 2’24’’

Hinweis

Haut

Emmenbrücke — Den akku, die 500 m² grosse Halle in der sanierten ehemaligen Viscose-Fabrik ­nahe Luzern, bespielt Claudia Waldner (*1975) als diesjährige Gastkuratorin mit einer Ausstellungstrilogie. ‹Haut› stellt den Auftakt dazu dar und zeigt sechs unterschiedliche künstlerische Positionen.
Betritt man den Saal, fällt die Serie ‹Haut der Erde› von Nesa Geschwend (1959–2022) ins Auge. In braun-schwarzen Tönen wirken die frei im Raum hängenden, fragilen Membranen mit ihren weissen Punktierungen wie archäologische Funde aus prähistorischer Zeit. Es handelt sich um Stoffbahnen, die mit Erde, Teer und Garn behandelt wurden und von der Rückseite mindestens so faszinierend sind wie von vorne.
Durch Materialmutationen ganz anderer Art bestechen die Arbeiten von Rochus Lussi (*1965). Aus Holz gefertigt, erscheinen sie wie ausgetrockneter, rissiger Sand (‹Wüste›, 2019) oder wie luftige, zerknautschte Kopfkissen, von Spuren menschlichen Schlafes gezeichnet (‹Spuren›, 2013). Form und Oberfläche des Holzes sind so meisterhaft bearbeitet, dass das Material in den Hintergrund tritt und optisch die ihm eigene Kompaktheit verliert. Erst bei genauem Hinsehen treten Astlöcher zutage und lassen den Charakter des Holzes durchscheinen.
Das pulsierende Herzstück der Ausstellung stammt von Victorine Müller (*1961): Die monumentale Videoprojektion ‹La Graciosa›, 2018, ist als Triptychon konzipiert, in dem die Künstlerin selbst vor felsiger Kulisse in einer wüstenähnlichen Landschaft figuriert. Unter einem wehenden Kokon aus transparenter Folie bäumt sie sich im Wind auf und sinkt zu Boden – dem ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen ähnlich. Erinnerungen an Botticellis ‹Geburt der Venus›, 1485/86, werden wach.
Intimere Videoarbeiten zeigt Barbara Hennig Marques (*1969) am Bildschirm. Auf einem sehen wir einen langen Laib Brot mit harter Kruste auf einem Tisch ruhen, wie in einem Stillleben. Doch dann greifen entschlossene Frauenhände das Brot, brechen es und beginnen damit, es auszuhöhlen, greifen immer tiefer in den Laib, ja boxen regelrecht hinein. Assoziationen an häusliche Gewalt werden heraufbeschworen. ‹Pain›, 2021, heisst die Arbeit, in Anspielung auf die Bedeutung des Wortes im Englischen und Französischen: Schmerz und Brot. Hennig Marques’ Video führt beides auf eindrückliche Weise vor Augen.

Bis 
12.03.2023
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Haut 14.01.202312.03.2023 Ausstellung Emmenbrücke
Schweiz
CH

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