Jan Jedlička — Stille und Gelassenheit
Der tschechisch-schweizerische Künstler Jan Jedlička war viele Jahrzehnte lang als Wanderer in der kargen Landschaft der italienischen Maremma unterwegs. Eine grosse Retrospektive im Kunsthaus Zug zeigt, wie sich in seiner Kunst Raum und Zeit der Natur neu erfahren lassen.
Jan Jedlička — Stille und Gelassenheit
Zug — Die Landschaft glüht in Rot, Grün, Blau und Gelb von der Leinwand. Dass sie in vielen Farben leuchten darf, verdankt sich Neugier, Zufall und Wanderlust. Jan Jedlička (*1944, Prag) machte in der südtoskanischen Maremma Ferien und fand dort bunte Steine und Erden, die sich zu Pigmenten verarbeiten liessen. Die Natur war ein riesiger Farbkasten. Zu einem solchen ordnete der Künstler denn auch die Pigmente in kleinen rechteckigen Plastikbehältern an. Und so brachte er sie auch auf die Leinwand. Auf dem ersten Bild von 1990 sind quadratische Farbfelder zu einem Rhythmus gefügt, später wurden sie mit intuitiver Freiheit arrangiert. Die Rasterform lässt an Gerhard Richters berühmte Farbtafeln denken. Während es diesem aber eher um das Spiel mit einem industriellen Rapport ging, zielt Jan Jedlička bei aller Abstraktion auf die konkrete Landschaft. Farbe wird von ihm in vielen Lagen aufgetupft, nicht gemalt. Die Bilder sind Sedimentschichten wie die Erde, der sie entstammen.
Die Landschaften der Maremma sind Jedličkas grosses Lebensprojekt. Hier fuhr er Jahrzehnte lang alle paar Monate hin und hielt fest, was er sah: Schilf und Schwemmholz, leer stehende Häuser, Sonnenblumenfelder und vor allem das Wasser mit seinen Dämmen und Kanälen, das die Landschaft ständig verändert. Diesen Veränderungen der Natur, ihrer Formen und ihres Lichts ging er in vielen Medien nach. Zeichnung, Aquarell, Malerei und verschiedene Drucktechniken, Fotografie und Film kommen nebeneinander zum Einsatz, um sich der Fülle dieses Wechselspiels anzunähern. In jedem Medium erscheinen die Landschaft und ihre Menschen anders. Bei fast allen sind eine Stille und Gelassenheit zu spüren, wie sie die grossen Rhythmen der Natur verströmen. Ausgerechnet ein in Zürich heimisch gewordener Künstler aus Prag entdeckt im Land der Arte Povera die Natur und ihre Zeitabläufe für uns neu.
Im Kunsthaus Zug kann man dieses künstlerische Grossprojekt über die verschiedenen Medien hinweg verfolgen. In einem atmenden Rhythmus ist von der ersten Malerei über einen meditativen Film zu den Köchinnen eines Restaurants bis zu Fotografie und Grafik (die Monotypien sind ein Höhepunkt) die Landschaft aus immer wieder neuer Perspektive zu erleben. Und am Ende ist zu beobachten, wie Jan Jedlička sich auch Irland und Prag zuwendet. Nicht ganz ohne Bezug zur Toskana: Das Böhmisch-Grün, dem er ein grosses Gemälde widmete, diente der Sieneser Malerschule als Grundfarbe fürs Inkarnat. Die Kunst führt da zwei Lebensräume zusammen.
Institutionen | Land | Ort |
---|---|---|
Kunsthaus Zug | Schweiz | Zug |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
---|---|---|---|---|---|
Jan Jedlička — Retrospektive | 14.01.2023 – 16.04.2023 | Ausstellung | Zug |
Schweiz CH |
Jan Jedlicka |
Gerhard Mack |