Neu aufgespult

Annalise Hess · Buch, 2021/22, Klöppelspitze und Stickerei auf Leinen. Foto: Simon Huwiler

Annalise Hess · Buch, 2021/22, Klöppelspitze und Stickerei auf Leinen. Foto: Simon Huwiler

Hinweis

Neu aufgespult

Wohlen — Häkeln, Stricken, Nähen, Sticken … Textiles Handwerken ist allgegenwärtig, doch wie steht es mit dem Klöppeln? Die von Petra Giezendanner, Gabriele Lutz und Judith Villiger kuratierte Schau ‹Neu aufgespult – Spitzenklöppeln und Gegenwartskunst im Dialog› wirft ein Schlaglicht auf dieses traditionsreiche Kunsthandwerk und lässt zeitgenössische Kunstschaffende darauf reagieren. Zudem vermitteln Aufnahmen aus den 1960ern von Hans Baumgartner Einblicke in die Stuben der letzten Spitzenklöpplerinnen: Konzentriert und mit einem Lächeln blickt etwa die 88-jährige Marie Gertsch-Wilhelm auf ihr mit Stecknadeln gespicktes Klöpplerkissen. Wohlen, Steckborn und Lauterbrunnen waren im 19. Jahrhundert die Hotspots der Klöpplerindustrie. In Steckborn gefertigte Rosshaarbänder wurden in Wohlen mit Strohhalmen zu modischen Hutkreationen verflochten und verkauft. So wurde aus Stroh Gold. Und heute? Annalise Hess (*1953) appliziert ein altes Spitzendeckeli auf ein Tuch und umstickt es mit losen Fäden so, als ob das textile Material zum Leben erwachen und sich aus der perfekten Rosette davonstehlen würde. Daneben evoziert die Klanginstallation von Margrit Linder (*1947) das Klackern der mit schwindelerregender Schnelligkeit übereinander geworfenen Klöppel und erinnert so an die Heimwerkerinnen, die mit dem Ticken der Stubenuhr in einem steten Wettstreit standen.

Bis 
19.03.2023

→ Strohmuseum im Park, bis 19.3. (vorgängig: Haus zur Glocke Steckborn); mit Publikation ↗ www.strohmuseum.ch

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