Silvia Gertsch
Silvia Gertsch
Romont — Es gibt Momente, da wird der Alltag in goldenes Licht getaucht. Es erzeugt eine Stille, so zum Beispiel um diese Frau, die im Sommerkleid auf der Strasse auf ihr Handy schaut, oder um jenes rothaarige Mädchen, das auf dem Sofa liest, den Kopf an ein helles Schaffell gekuschelt. Silvia Gertsch (*1963, Bern) nutzt das Licht in ihrer Malerei, um solch stille Augenblicke zu erschaffen.
Die Ausstellung ‹Lumière et contre-jour› im Vitromusée in Romont versammelt Gemälde der Künstlerin aus den letzten 15 Jahren. Sie zeigen vor allem Frauen, die ganz in sich versunken und doch selbstverständlich in der Welt präsent sind. In der Serie ‹Handy Girls› von 2020 behandelt Silvia Gertsch unseren ständigen Blick auf das Smartphone. Weibliche Figuren werden von dem Licht des kleinen Displays erleuchtet: ‹Charlotte›, ‹Henriette› und ‹Shupei›. Die Farben der Kleidung, der Haare und des Raumes formen eine schummrige Hülle, in der die hellen Gesichter schweben wie in digitalen Bildschirmwelten.
Bei Silvia Gertschs Malerei prägen Farbe und (Gegen-)Licht die Kompositionen, die sie auf dem Glas als Träger effektvoll einsetzt. In der jahrhundertealten Hinterglasmalerei hat die Künstlerin bereits in den 1980er-Jahren ihr bevorzugtes Medium gefunden, das sie zu langsamem, präzisem Erarbeiten der Figuren und ihres Hintergrundes zwingt. Dabei hat sie ein eigenes Verfahren entwickelt, bei dem sie die Ölfarbe auf der Rückseite des Glases in einer Nass-in-Nass-Technik aufträgt. Diese Technik bewirkt auch, dass sie die Lichtverhältnisse überlegt inszeniert. So setzt sie eine schmale Linie entlang der Kontur der Figur oder eine grosse, fast abstrakte Fläche für die blitzende Lampe im Nachtclub oder für die hell beschienene Strasse. Silvia Gertschs Bilder leuchten so sehr, dass die Betrachter:innen oft glauben, sie würden von der Rückseite angestrahlt. Die neue Bildserie ‹Golden Light› von 2022 zeigt Strassenszenen in diesem gleissenden Licht. Eine Frau folgt einem Mann auf der im Nachmittagslicht glimmenden ‹Via Nassa›; eine Joggerin bewegt sich in ‹Sunny› im brennend goldenen Gelb vor der untergehenden Sonne. Eine ältere Werkgruppe macht deutlich, dass die Künstlerin über eine lange Zeit hinweg ihre Motive entwickelt und diese trotz dem ephemeren Licht immer gegenwärtig bleiben.
Institutionen | Land | Ort |
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Vitromusée Romont | Schweiz | Romont |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
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Silvia Gertsch — Lumière et contre-jour | 13.11.2022 – 16.04.2023 | Ausstellung | Romont |
Schweiz CH |
Silvia Gertsch |
Sibylle Omlin |