Zilla Leutenegger
Zilla Leutenegger
Zürich — Der Klassik ist die grosse Erzählung eigen, der Romantik poetische Sehnsucht, Ironie und Fragment, dem Biedermeier das Anekdotische. Von all dem findet sich etwas im Werk der Zürcher Zeichnerin, Malerin, Video- und Installationskünstlerin Zilla Leutenegger. Nach ihren tollen Ausstellungen in Chur 2021 und Schaffhausen 2022, hier mit Sandra Boeschenstein, stellt sie das nun wieder souverän, dramaturgisch klug und anrührend in den grosszügigen Räumen der Galerie Peter Kilchmann im Maag-Areal unter Beweis.
Ihr Parcours ‹I Love You to the Moon and Back› beginnt mit handwerklich-anekdotischem Augenzwinkern: Im Flur hängt über der langen Holzbank eine Batterie Wasserhähne, 38 Stück in Reihe aus handmodelliertem Ton, weiss glasiert, dergestalt allesamt Unikate, die die Rückenlehne der Bank zur Ablaufrinne erklären. Unmerklich, doch penetrant, tönen Wassertropfen aus einem Lautsprecher. Das harmlose Arrangement kippt ins Reale, damit ins Unheimliche, Unbehauste.
Diese Kippfigur von scheinbar Vertrautem ins Unvertraute beherrscht Leutenegger meisterlich. Sie begleitet uns vom Anfang bis zum Schluss, im Video und in Serien von teils grossformatigen Monotypien, einem Medium, dem sich die Künstlerin seit rund zehn Jahren widmet. Dabei verzichtet sie in den neuen Arbeiten auf ihr bekanntestes Leitmotiv, die stillen Zimmer, die Interieurs. Es geht ins Offene, zum Mond eben, den Zilla im dritten Raum auf einer monumentalen Videoprojektion als Orbit im Stratosphärenrauschen mit Sonnenbrille, Kopfhörer und wehendem Blumenschal umkreist, ‹Behind the Moon›, 2023. In den hinteren Galerieräumen werden wir dann, wieder in Monotypien, zu Birkenwäldchen und zu mit Mondbällen spielenden Figuren entführt, unter anderem bei ‹Moonrise›, 2022.
Zuvor aber tauchen wir ein: Noch das Präludium des tropfenden Wasserhahns im Ohr, geht’s in den Ozean. Im grossen Saal der Galerie warten fünf monumentale querformatige Monotypien, ‹Bartwal›, ‹Blauwal›, ‹Moby Dick›, ‹Bartwal 2› und ‹Buckelwal›, alle 2022. Die Gravität und Anmut der Tiere findet Entsprechung in der aufwendigen Herstellung der Bilder in diesem spezifischen Druckverfahren, das für weiche Konturen und charmante Fehlstellen wie weis-se Punkte sorgt: Für die grossen Formate gibt es keine gängige Presse, sodass die Künstlerin das Atelier verlassen und den nötigen Druck im Freien mit einem Gabelstapler herstellen musste. In diesem Kunstwinter lässt’s sich mit Zillas Mondfahrt tief und befreit durchatmen.
Institutionen | Land | Ort |
---|---|---|
Peter Kilchmann | Schweiz | Zürich |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
---|---|---|---|---|---|
Zilla Leutenegger | 20.01.2023 – 18.03.2023 | Ausstellung | Zürich |
Schweiz CH |
Max Glauner |
|
Zilla Leutenegger |