«La salle de bain» Lyon im CAN
«La salle de bain» Lyon im CAN
Mit der Ausstellung «Kit-o-Parts» kehrt die Kuratorin Annemarie Reichen (*1975) ins Centre d´Art Neuchâtel zurück. Sie hatte die Leitung des 1995 in einer alten Radiatorenfabrik gegründeten Zentrums Ende 2000 von Marc Olivier Wahler übernommen, dann aber zugunsten des Studien-Abschlusses in Basel aufgegeben. Damit wurde das CAN (abgesehen von ein paar Lebenszeichen) in einen mehrjährigen Dornröschen-Schlaf versetzt. Nun ist die energische, in Zürich lebende Bernerin französischer Sprache wieder da: «Das CAN soll seine Tradition als internationaler Künstler-Treffpunkt, als Raum für Experimente wieder wahrnehmen.» Der Einstieg mit «Kit-o-Parts» (eine Art Figuren-Schnittmuster) ist Vorbild und Programm: die Präsentation der ähnlich funktionierenden «salle de bain» in Lyon. Rund zwanzig Etablierte, aber auch Newcomer, die in Lyon ausstellten oder dort demnächst Arbeiten realisieren werden, zeigen signifikante Einzelwerke. Auffallend ist die Ableitung fast aller Positionen aus dem Alltag, sei es ästhetisch, funktional oder gesellschaftlich. Markant sind die drei Velos unterschiedlichen Funktionsgrades von Xavier Veilhan. Irritierend ist das von Baggern durchfurchte «Erdstück» von Didier Marcel (wie konnte er den braunen Kautschukblock so täuschend aufreissen?). Lyrisch ist das Video von Matthew McCaslin: zwei Männer bewerfen an einem stürmischen Wintertag einen Apfelbaum mit Toilettenpapier-Rollen und machen ihn damit zur flatternden Skulptur. Zugang hat indes nur, wer sich vorgängig durch ein Bau-Gestänge-Labyrinth zwängt. Calvinistisch wirkt dagegen die Signal-Ethik von Francis Baudevin, welcher Werbesprache auf Farbe, Form und Wirkung reduziert. Geheimnisvoller mutet der violettrot tropfende Vorhang von Delphine Reist an. Das paradoxe «Dripping» der mit flüssiger schwarzer respektive weisser Schokolade beworfenen Zeitungsbilder von Kelly Walker, die einen Polizei-Übergriff auf einen Schwarzen in den USA zeigen, macht betroffen. Mit guten Arbeiten vertreten sind auch Jonathan Monk, Delphine Coindet, Pierre Vadi, Claude Lévèque und Bruno Serralongue.
Institutionen | Land | Ort |
---|---|---|
CAN Centre d'art Neuchâtel | Schweiz | Neuchâtel |
Francis Baudevin | |
Matthew McCaslin | |
Jonathan Monk | |
Pierre Vadi | |
Xavier Veilhan | |
Kelley Walker | |
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