David Thorpe im Kunsthaus

David Thorpe · 2006, Ausstellungsansicht, Kunsthaus Glarus

David Thorpe · 2006, Ausstellungsansicht, Kunsthaus Glarus

Besprechung

Das Ornament wagt sich seit einigen Jahren aus der Schamecke hervor, in die es Adolf Loos' apodiktische Verurteilung verbannt hatte, und erobert sich den Weg zurück in den aktuellen Diskurs der Künstler, Designer und Architekten. Auch der britische Künstler David Thorpe (*1972, London)
huldigt in seiner neuesten Installation «The Defeated Life Restored» auf unverkrampfte Weise dem Ornament, das seine Werke leitmotivisch durchzieht.

David Thorpe im Kunsthaus

Im Seitenlichtsaal sind imposante hölzerne Paravents zu einer geschlossenen Raumsituation komponiert. Die Stellwände sind mit blau, grün, braun und schwarz bemalten Gläsern bestückt, die sich mit den dunkelbraunen Holzverstrebungen zu ornamentalen Mustern fügen. Die einseitig stumpf geschliffenen Gläser schirmen den Raum nach aussen ab. Das Innere ist mit drei verglasten tischähnlichen Sockeln möbliert, deren ornamentale Struktur diejenige der Paravents aufnimmt. Auf jedem Sockel steht ein sternförmiges, futuristisch anmutendes Objekt, das mit handgefertigten Mosaiksteinen verkleidet ist. Die Innenseite der Paravents schmücken Aquarelle mit fotorealistisch gemalten Ästen, Zweigen und Sukkulenten, die sich bei näherer Betrachtung als idealisiert und geometrisiert erweisen. Würde nicht die eine oder andere Pflanze formal mit installativen Elementen korrespondieren, würden sie in diesem Innenraum ziemlich befremdend wirken.

Die auf Sockeln positionierten sternförmigen Objekte erinnern an expressionistische Architekturmodelle aus den 1910er und 20er Jahren, etwa von Sant'Elia, Hans Finsterlin, Hans Scharoun, Erich Mendelsohn oder Hans Poelzig. Dass sie im Pressetext als «bildgewordene Utopien» beschrieben werden, ist in dieser Ausstellung jedoch nicht nachvollziehbar. Vielmehr evoziert die Inszenierung ein in sich geschlossenes Gesamtkunstwerk. Die ornamentale Gestaltung zieht sich gewissermassen als roter Faden durch alle Werke. Die einzelnen Objekte und Einrichtungsgegenstände zeichnen sich durch bemerkenswertes handwerkliches Geschick und ein Flair für ungewöhnliche Materialkombinationen aus. Mit der betonten Rückbesinnung auf das Handwerk ist man an das Ethos der Arts-and-Crafts-Bewegung von William Morris, Walter Crane und Mackmurdo u.a. erinnert, einer Reformbewegung, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von England ausging. Ihr zentrales Merkmal bestand darin, die dem Handwerk innewohnende Schönheit und Einfachheit zum Ausdruck zu bringen. Sprachen schon David Thorpes frühere Architekturzeichnungen von schlichter Schönheit und spiritueller Abgeschiedenheit, so fungiert hier die Installation als in sich geschlossenes System, das einen adäquaten Rahmen für ein kontemplatives Dasein vorstellt.

Bis 
14.04.2007
Autor/innen
Dominique von Burg
Künstler/innen
David Thorpe

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