Europäische Pop-Art im Kunsthaus
Europäische Pop-Art im Kunsthaus
Empfangen wird man von Niki de St. Phalles «fressenden Müttern», 1969, zwei überdimensionalen Polyesterfiguren mit Hängebrüsten. Sie sitzen an einem Bistrotisch, der mit einem Teeservice gepflegt gedeckt ist und tun sich an einem angeschnittenen Leguan und einer Puppe mit ausgerenkten Gliedern gütlich. Eine wahrlich hübsche Metapher als Eloge an den puren Konsumismus und die Warenästhetik, welche die Pop Artisten dies- und jenseits des Atlantiks in den sechziger Jahren zelebrierten.
Die Ausstellung im Bührle-Saal zeigt Meisterwerke der europäischen Pop Art und vergleicht diese mit Werken von Andy Warhol, Tom Wesselmann, Roy Lichtenstein und Claes Oldenburg. Damit wird illustriert, dass Pop Art keine rein amerikanische Erfindung ist. Auch wenn die Bildquellen amerikanisch sind, wurde die Pop Art doch von den europäischen Avantgarden inspiriert; sprich von den Methoden der Dadaisten und Surrealisten. Zudem beleuchtet die Ausstellung die Unterschiede und Wechselwirkungen zwischen der amerikanischen und europäischen Pop Art. Ihren Anfang nahm die Bewegung in England, als man versuchte, die Amerikanisierung der westeuropäischen Gesellschaften zu reflektieren. Warhol, Wesselmann und Lichtenstein erlagen der Faszination der Welt des Massenkonsums, allerdings nicht nur mit einer «Hurra-Geste», wie dies Tobia Bezzola an der Pressekonferenz betonte; man denke nur an Warhols Serien «Electric Chairs», «Red Race Riot» oder «Suicide (Silver Jumping Man)». Doch unbestritten hat man in Europa einen viel differenzierteren Zugang zur Massenkultur. Europäische Künstler wie Richard Hamilton, Wolf Vostell, Allen Jones, Michelangelo Pistoletto, Sigmar Polke, Gerhard Richter und andere nahmen eine eher distanzierende, zynische und analytische Haltung zu der amerikanischen Bildwelt ein und reagierten viel stärker auf die Mediatisierung von politischem Geschehen. Davon spricht etwa die übergrosse «Ajax»-Flasche, 1966, von Thomas Bayrle, die Dutzende von Besen haltenden Frauen birgt, welche per Knopfdruck mechanisch bewegt werden können, oder «Der Omovertreter», 1963, von Konrad Lueg. Einen geradezu unheimlichen Zusammenhang zwischen der mediatisierten Gesellschaft und der Gleichschaltung der Massen stellt die Assemblage «Nürnberger Orgie», 1966, von Thomans Bayrle her. Doch trotz der tiefen geistesgeschichtlichen und sozioökonomischen Unterschiede zwischen Europa und USA wirkte die Entwicklung der Konsum- und Mediengesellschaft vereinheitlichend, auch im Wunsch, die disziplinären Grenzen aufzuheben und Gegenkulturen zu schaffen.
Mit Katalog.
Institutionen | Land | Ort |
---|---|---|
Kunsthaus Zürich | Schweiz | Zürich |
Thomas Bayrle |
Richard Hamilton |
Allen Jones |
Roy Lichtenstein |
Konrad Lueg |
Michelangelo Pistoletto |
Sigmar Polke |
Gerhard Richter |
Wolf Vostell |
Andy Warhol |
Tom Wesselmann |
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Dominique von Burg |