Andriu Deplazes

Andriu Deplazes · Zwei Körper sitzend, 2017, Öl auf Leinwand, 125 x 200 cm

Andriu Deplazes · Zwei Körper sitzend, 2017, Öl auf Leinwand, 125 x 200 cm

Andriu Deplazes · Körper und Hund, 2017, Öl auf Leinwand, 165 x 200 cm

Andriu Deplazes · Körper und Hund, 2017, Öl auf Leinwand, 165 x 200 cm

Hinweis

Andriu Deplazes

Bizarr und einander fremd sind sie, die Wesen und die Landschaften in der Malerei des Andriu Deplazes (*1993). So als gehörten sie nicht zueinander, nicht auf ein Bild. Dem Kosmos, zu dem sie der Maler fügt, fehlt jegliche Harmonie. Die Bilder brüskieren, atmosphärisch wie stilistisch: ‹Zwei Körper sitzend›, ‹Körper, Baum und blaue Blüten›, ‹Körper und Hund› - so heissen drei Arbeiten aus den Jahren 2017 und 2018. Die von Deplazes mit Bedacht gewählten Untertitel bekräftigen genau jenes Statement, das die Bilder malerisch in Szene setzen: Sie formulieren innerhalb der figurativen Malerei die Krise des Menschenbildes, die Krise der Figur.
Trotzdem bleibt der Mensch die Referenz in der Malerei von Deplazes. Doch obwohl man seine Malerei naturalistisch nennen könnte, ist das ihr inhärente Menschenbild hoch artifiziell. In all den Bildern kehrt der immer gleiche Figurentypus staffageartig wieder: nackt, kahlköpfig, androgyn. Die Gliedmassen oft unnatürlich überlängt, die Köpfe meistens unauffällig klein.
Die Inspirationsquellen, die hier Pate gestanden haben mögen, sind laut Aussage des Malers am ehesten in der Kunstgeschichte zu finden, nämlich in der mittelalterlichen Malerei. Zu einer Zeit, als die Zentralperspektive für die Auffassung der menschlichen Figur und ihrer Proportionen noch keine Rolle spielte. Der Prototyp des nackten Menschen, von dem Deplazes nur als «Körper» spricht, wirkt wie ein austauschbares, einem Musterbuch entsprungenes Versatzstück. Tatsächlich scheint nicht die Landschaft um die Körper herum angelegt worden zu sein, sondern dieser nachträglich und willkürlich in sie hinein platziert. Dystopisch und unheimlich. Die in der Regel schlaffen und fahlen Gestalten wirken in den oft üppigen und farbenfrohen pflanzlichen Biotopen wie Störfaktoren, deplaziert. Vielleicht auch, weil keine Zivilisationsspuren zu finden sind, kein Haus, kein Dorf, keine Stadt, kein Schutz ausser dem, den die Pflanzen spenden können.
Figur und Landschaft scheinen nicht demselben Kosmos anzugehören, sie gehorchen oft nicht den Fluchtlinien ein und derselben Perspektive. Es gibt Massstabssprünge, zuweilen sogar zwischen den Figuren eines Bildes. Dann bricht plötzlich ein Körper mit dem herrschenden Kanon und wird um die Hälfte des gängigen Masses verkleinert, so, wie man es von den Stifterbildern der mittelalterlichen Malerei und deren Bedeutungsperspektive her kennt.

Bis 
15.04.2018
Künstler/innen
Andriu Deplazes
Autor/innen
Mechthild Heuser
Mechthild Heuser

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