Ansichten - Bruce Nauman: Perception Tactiles

Bruce Nauman beim Installationsaufbau seiner Ausstellung in der Kunsthalle Basel, 1986 © ProLitteris, Courtesy Fotoarchiv Kunsthalle Basel

Bruce Nauman beim Installationsaufbau seiner Ausstellung in der Kunsthalle Basel, 1986 © ProLitteris, Courtesy Fotoarchiv Kunsthalle Basel

Fokus

Ausstellungen sind Grundlagenarbeit im Vermitteln zeitgenössischer Kunst. Wenn es darum geht, Werke in Räume zu setzen, sind Kunstschaffende und Kurator/innen auf besondere Weise gefordert. Einige Aufnahmen aus diesem vielschichtigen Prozess sind während des Aufbaus der Bruce Nauman Ausstellung in der Kunsthalle Basel 1986 entstanden.

Ansichten - Bruce Nauman: Perception Tactiles

Inspirierte Ruhe strahlt die Schwarzweissfotografie aus, deren Originalabzug 9x13cm misst. Sie eröffnet einen Blick auf eine intime Szene beim Aufbau der Ausstellung ‹Bruce Nauman. Werke von 1965 bis 1986› in der Kunsthalle Basel. Hier erhielt das Kooperationsprojekt mit den Nachfolgestationen in Paris und London seinen Auftakt. Ort der Szene ist der heutige Saal 5. Der Abzug befindet sich zusammen mit Kontaktbögen und weiteren Abzügen in einer Schachtel im Fotoarchiv der Kunsthalle Basel. Das fotografische Material dokumentiert die Schau mit feinem Gespür für die besonderen Momente. Dazu zählen das Treffen im Büro des Direktors Jean-Christophe Ammann, der Aufbau sowie die Vernissage, welche die Gelegenheit bot, sich mit den Kooperationspartnern, Kolleginnen und Gästen in einem erweiterten «familiären» Rahmen zu treffen. Eine kleine Gruppe an Aufnahmen dokumentiert den Aufbauprozess aus nächster Nähe. Fotos der drei final platzierten Arbeiten fehlen.
Dafür zeigt eine Aufnahme den intimen Moment, in dem Nauman auf einem für den Transport von Kunstwerken so nützlichen «Hund» sitzt und, an eine hölzerne Verkleidung gelehnt, das Kinn auf Ellenbogen und Knie gestützt in den Raum schaut. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt drei Werken: der von der Decke abgehängten installativen Arbeit aus Stahlträgern und gegossenem Eisen ‹South America Triangle›, 1981; der skulpturalen Bodenarbeit aus Gips, Holz und Stahl ‹Square, Triangle, Circle›, 1984, links davon und schliesslich ‹Untitled›, 1978, aus Fiberglas und Holz - eine Leihgabe der Hallen für Neue Kunst Schaffhausen. Parallel waren im Museum für Gegenwartskunst ‹Drawings. Zeichnungen› zu diesen drei Arbeiten zu sehen. Bereits seit 1971 trugen zudem kontinuierliche Ankäufe seiner Werke zur Arrondierung der Sammlungen des Kunstmuseums Basel und der Emanuel Hoffmann-Stiftung bei.
Im Interview mit Willoughby Sharp von 1970 bemerkte Nauman: «Ein Bewusstsein seiner selbst gewinnt man nur durch ein gewisses Mass an Aktivität und nicht, indem man nur über sich selbst nachdenkt.» Die Aufnahme dokumentiert den Akt bewussten Wahrnehmens als Element von Naumans Arbeitsweise. Dass er hier im Habitus mit Cowboystiefeln erscheint, ist ein eigenes Thema. 2018 widmet ihm nun das Schaulager in Kooperation mit dem Museum of Modern Art, New York, eine umfassende Retrospektive.
Stefanie Manthey, Autorin, Kunstvermittlerin, Forschung zu R. Trockel. stefanie.manthey@gmail.com

Institutionen Land Ort
Schaulager Basel Schweiz Basel/Münchenstein
Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Bruce Nauman: Disappearing Acts 17.03.201826.08.2018 Ausstellung Basel/Münchenstein
Schweiz
CH
Autor/innen
Stefanie Manthey
Künstler/innen
Bruce Nauman

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