Ernst Würtenberger
Ernst Würtenberger
Die Wessenberg-Galerie erinnert mit einer rund 70 Gemälde, Holzschnitte und Archivalien umfassenden Ausstellung an einen deutschen Künstler, der zu Beginn des 20. Jh. in der Zürcher Kunstszene eine herausragende Vermittlerrolle einnahm. Ernst Würtenberger (*1868, Steisslingen - 1934, Karlsruhe) wuchs in Emmishofen bei Kreuzlingen auf, studierte an den Kunstakademien in München und Karlsruhe und arbeitete zunächst als Bildnismaler in Konstanz, bevor er sich 1902 in Zürich niederliess. Vorerst unterrichtete er an Luise Stadlers «Kunst- und Kunstgewerbeschule für Damen» im ehemaligen Atelier Arnold Böcklins, seinem grossen Vorbild. Just im selben Jahr widmete Würtenberger dem ein Jahr zuvor verstorbenen Meister, den er im Winter 1895/96 zwecks Weiterbildung in Florenz aufgesucht hatte, eine Publikation. Später wechselte er an die Kunstgewerbeschule Zürich, wo er von 1914 bis 1921 unterrichtete.
Würtenberger war nicht nur ein gefragter Porträtist, der es verstand, Persönlichkeiten einfühlsam und naturgetreu wiederzugeben, sondern ebenso ein versierter Kulturpublizist, der zahlreiche Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlichte. Er war mit Künstlern wie Ferdinand Hodler, Cuno Amiet, Sigismund Righini und Ernst Georg Rüegg befreundet, von denen auch Werke gezeigt werden, wirkte lange Zeit in der Ausstellungskommission der Zürcher Kunstgesellschaft und zeichnete mitverantwortlich für wegweisende Ausstellungen wie jene über Félix Vallotton 1909, dessen Holzschnittkunst starken Einfluss auf sein eigenes druckgrafisches Schaffen übte. Würtenberger war zudem ein von Kunstsammlern geschätzter Berater, doch die sich im Zug des Ersten Weltkriegs verhärtenden kulturellen Grenzen liessen den Künstler, der sich als Alemanne verstand, zwischen die Fronten geraten. Die französische Kunst seit dem Impressionismus stiess damals in der Schweiz zunehmend auf Resonanz und verdrängte die gegenständlich-narrative Malerei, wie sie Würtenberger vertrat. Die von Barbara Stark kuratierte Ausstellung in Konstanz sowie die üppige, reich bebilderte Begleitpublikation würdigen nun diesen Vertreter der «Anderen Moderne». Parallel dazu beleuchtet das Hesse Museum Gaienhofen Würtenbergers Beziehungen zur literarischen Szene am Bodensee und in der Schweiz. Der Blick über die Grenze lohnt sich.
Institutionen | Land | Ort |
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Städtische Wessenberg-Galerie | Deutschland | Konstanz |
Lucia Angela Cavegn |
Ernst Würtenberger |