Iris von Roten
Iris von Roten
Zürich — Politische und berufliche Gleichberechtigung, sexuelle Freiheit oder eine Mutterschaftsversicherung sind nur einige der Forderungen, die Iris von Roten (1917–1990) in ihrem Buch ‹Frauen im Laufgitter – Offene Worte zur Stellung der Frau› festhielt, das 1958 veröffentlicht wurde. Die thematische Vielfalt ihres Buches wird gleich zu Beginn der Ausstellung im Literaturmuseum Strauhof ersichtlich. Das Inhaltsverzeichnis nimmt die ganze Wand ein, gleicht einer «Landkarte der condition féminine», wie es in der Einleitung zur Ausstellung beschrieben wird. Doch war die «demokratische» Schweiz, das «Volk der Brüder», wie es von Roten treffend formuliert, für diese Forderungen bereit? Die Frage ist rhetorisch, denn kurz nach der Veröffentlichung des Buches wurde das Frauenstimm- und -wahlrecht abgelehnt. Eine Videoinstallation verhandelt die damalige Volksabstimmung. Auf grossformatigen, in den Raum hineinragenden Bildschirmen sind vier lebensgrosse Schauspielerinnen zu sehen, die verschiedene Passagen aus dem Buch von Iris von Roten rezitieren. Neben dem Frauenstimmrecht werden in diesem Raum auch die beruflichen Perspektiven von Frauen in den 1950er-Jahren behandelt. Und Perspektive hiess in diesem Fall: auf jene Positionen verwiesen zu werden, die den Männern zudienen. In der Installation fallen Begriffe wie «Dienstmädchen» und «Serviertochter», welche die fehlende Gleichstellung verdeutlichen.
Der nächste Raum führt das berufliche Feld in den Bereich des Privaten anhand der Themen Haushalt, Mutterschaft oder Liebe und Sexualität. Auch hier sind Passagen aus dem Buch inhaltlicher und visueller Schwerpunkt. In grossen Lettern stehen sie auf den Wänden und sind mit verschiedenen Abbildungen versehen. Darunter etwa das Porträt ‹Fillette› von Louise Bourgeois, die einen überdimensionierten Phallus unter dem Arm hält. Nicht zuletzt erinnert hier die raumgreifende Installation aus roten Pfeilen, die den Blick auf ein unveröffentlichtes Kapitel lenkt, an Bourgeois’ ‹Maman›. Über ein halbes Jahrhundert ist seit der Veröffentlichung von ‹Frauen im Laufgitter› vergangen – und doch ist strukturelle und interpersonelle Diskriminierung noch immer präsent. Rufen wir uns also unablässig die Worte von Iris von Roten und anderen Feministinnen, denen einer der Räume gewidmet ist, in Erinnerung. Wie ein Kapitel, das wir immer wieder aufschlagen müssen.
Institutionen | Land | Ort |
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Museum Strauhof | Schweiz | Zürich |
Ausstellungen/Newsticker | Datum | Typ | Ort | Land | |
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Iris von Roten – Frauen im Laufgitter | 02.03.2021 – 30.05.2021 | Ausstellung | Zürich |
Schweiz CH |
Giulia Bernardi |
Iris von Roten |