Konkret!

Clare Goodwin · Ceramic Whispers (conversation), 2021, Keramik, glasiert, vierteilig, 23 x 19 cm, Courtesy Lullin + Ferrari

Clare Goodwin · Ceramic Whispers (conversation), 2021, Keramik, glasiert, vierteilig, 23 x 19 cm, Courtesy Lullin + Ferrari

Lukas Veraguth · 22’102, 2022, Holz, Netzstoff, Leuchtstofflampen, PET, Metall, 225 x 335 x 160 cm

Lukas Veraguth · 22’102, 2022, Holz, Netzstoff, Leuchtstofflampen, PET, Metall, 225 x 335 x 160 cm

Hinweis

Konkret!

Zofingen — Kreis plus Quadrat plus Quadrat gleich Dreieck. So könnte die Formel lauten, die Clare Goodwin (*1973) wie ein bildgewordenes Rechenexempel an die Wand hängt. Natürlich hat die wunderbare Keramik der schweizerisch-britischen Künstlerin nichts mit Algebra zu tun, aber sehr wohl mit Abstraktion und geometrischem Formenvokabular. Dass die Künstlerin fast alle neu entstandenen Kompositionen ‹Ceramic Whispers› nennt, hat System. Man fragt sich: Flüstern hier personifizierte Formen dem Gegenüber etwas zu? Oder schaut einem da ein Katzenkopf entgegen, der sich durch Verschieben der Keramikteile verändern liesse? Abgerundete Rechtecke werden wie weiche Lappen ins Eck drapiert, dann wieder als dekonstruiertes, gelb-schwarzes Antlitz komponiert oder in einer tollen 90-teiligen Wandarbeit angelegt. Die Ausstellung ‹Konkret! Vier Konzepte› im Zofinger Kunsthaus vereint verschiedene Generationen von Kunstschaffenden unter einem Dach. Und diese zeigen, wie facettenreich konkret konstruktive Kunst immer noch daherkommt: Same same but different. Nebst Clare Goodwin sind dies Dominik Stauch (*1962), Lukas Veraguth (*1985) und Fulvio Castiglioni (1947–2020). Der kürzlich verstorbene, einheimische Grafiker und Künstler, so Kunsthausleiterin Eva Bigler, gab Anlass für die Ausstellung, die nun Kreis, Dreieck und Rechteck in den Mittelpunkt stellt.
Castiglionis abstrakte Zeichnungen und bunt bemalte Holzwürfel reihen sich im Erdgeschoss aneinander, darunter auch Popartiges wie Objekte mit Putzbürsten oder Tischbeine aus dem verrückten schwedischen Möbelhaus. Lukas Veraguth setzt im Erdgeschoss eine Bodenskulptur aus bunten Glasbausteinen dazwischen – das Gesellenstück seiner Arbeiten mit Licht. Eine Plastik aus Neonröhren in Pink und Blau paart geometrische Strenge mit bunter Verspieltheit. Und die beinahe schon organisch wirkende, geschwungene Lichtröhrenskulptur des Berners – ein weiteres Highlight – verbreitet in dem ohnehin schon grandiosen Festsaal einen Stock höher feierliche Stimmung. Dominik Stauch wiederum gibt noch eins obendrauf, indem er auf dem wandfüllenden Video ‹Stand by – Requiem› bunte Kreise ins Weltall schickt: Sie tauchen aus dem Nichts auf, überschneiden sich, werden grösser und verschwinden unter den rhythmischen Klängen einer Gitarre. Ein Würfelspiel, so ist dem Saalflyer zu entnehmen, liegt der Arbeit zugrunde: Die gewürfelte Zahl legt den Klang fest, und dieser bestimmt die Farbe. Zufall und System – Kunst und Leben auf den Punkt gebracht. 

Bis 
10.04.2022

Kunsthaus Zofingen, bis 10.4.; Künstler­gespräch mit Sabine Schaschl, 31.3., 18 Uhr ↗ www.kunsthauszofingen.ch

Ausstellungen/Newsticker Datum Typ Ort Land
Konkret 19.02.202210.04.2022 Ausstellung Zofingen
Schweiz
CH

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